VCW: Drei Punkte zum Jahresausklang?
Das letzte Spiel des Jahres führt den VC Wiesbaden nach Erfurt, wo der Tabellenletzte der 1. Volleyball Bundesliga Frauen beheimatet ist. Für die Hessinnen bedeutet dieses Match am Samstag (28.12.24; 18:00 Uhr) die Chance, sich und ihre Anhänger nach sechs Punktspielniederlagen in Folge endlich einmal wieder zu belohnen. Spannung bezieht das Match bei Schwarz-Weiß Erfurt vor allem aus der neuen Konstellation auf der Bank der Gäste.
Beim VCW orchestriert fortan Tigin Yağlioğlu als neuer Cheftrainer die Geschicke der Profis Der 33-Jährige wird von den bewährten Co-Trainern Christian Sossenheimer und Daniel Ramírez Santana (Scout) unterstützt. Tigin Yağlioğlu brachte seit Februar 2024 seine Expertise als Trainer der Damen II des VCW und parallel als Co-Trainer bei den Profis ein. Der gebürtige Münsteraner rückt für den bisherigen Cheftrainer Benedikt Frank nach, der sich ab sofort auf der neugeschaffenen Position des Sportdirektors um die sportfachlichen Geschicke des Gesamtvereins kümmern wird. (Wir berichteten am 26.12.24.).
Am 25. Dezember war für den Wiesbadener Kader und den Staff die kurze Erholungsphase bereits vorbei. Nach der bitteren 2:3 Heimniederlage gegen die Ladies in Black Aachen (21.12.24) galt es für das neuformierte Trainer-Trio auch, die verunsicherte Mannschaft mental neu zu „challengen“. In der Erfurter Riethsporthalle wollen alle Beteiligten nun zeigen, dass sich die durchaus guten Trainingsleistungen der vergangenen Wochen endlich auch im Wettkampf um Zählbares widerspiegeln. Dass Erfurt bisher seit Beginn der Saison 2024/2025 erst zwei Sätze gewonnen hat (gegen Aachen und den USC Münster), bedeutet indes keinen Freifahrtschein für ersehnte drei Punkte auf dem VCW-Konto. Zur Erinnerung: Das Hinspiel in Wiesbaden am 26.10.2024 konnten die Hessinnen zwar mit 3:0 (25:23 25:23 25:18) für sich entscheiden, boten dabei aber bei allem Kampf keine Glanzleistung.
Die Erfurter Mannschaft wird von Mateusz Żarczyński verantwortlich betreut. Der 34-jährige Pole kam zur Saison 2022/23 von Volley Wrocław als Co-Trainer zum damaligen Thüringer Zweitligisten. Als Cheftrainer Konstantin Bitter zu Allianz MTV Stuttgart wechselte, übernahm Żarczyński das Zepter; er führte die Schwarz-Weißen schließlich zum Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga. Die Mannschaft tritt nach einem Jahr Abstinenz im Volleyballoberhaus in dieser Saison als erwartbarer Außenseiter an, verkaufte sich aber bislang in einigen Spielen durchaus teuer. Bestes Beispiel sind die Satzverläufe im letzten Spiel vor Weihnachten beim SC Potsdam: 20:25, 18:25 und 25:27 (!). Der haushohe Favorit musste sich mächtig strecken, lag zuweilen sogar mit mehreren Punkten in Rückstand und machte erst mit dem vierten Matchball den Sack zu. Erfurts 1,78 Meter „kleine“ Außenangreiferin Kira Thomsen (USA) verdiente sich in diesem Spiel die silberne MVP-Medaille.
Die 23-jährige Thomsen belegt im Liga-Ranking „Angriffspunkte“ als Beste ihres Teams des 14. Rang. Zum Vergleich: Wiesbadens Diagonale Celine Jebens (20 Jahre) liegt hierbei auf dem zweiten Platz. Bei den Blockpunkten war Thomsens Mannschaftskollegin Kaylee Oscarson (USA) bisher Zweitbeste aller neun Mannschaften der Liga … auf die 24-Jährige braucht sich der VCW nun aber nicht mehr einzustellen: Die 1,96 Meter große Mittelblockerin hat Erfurts Geschäftsführer Florian Völker kurz vor Weihnachten überraschend um Vertragsauflösung gebeten – „aus persönlichen Gründen“, wie es heißt. Für die Schwarz-Weißen bedeutet dieser Rückzug eine Schwächung. Ob der VCW das nutzen kann, wird sich am Samstag in der Riethsporthalle an der Essener Straße erweisen.
Fakt ist: Ein Sieg würde beiden Teams den Jahreswechsel mental erheblich erleichtern. Die Hessinnen gingen dann mit neuem Mut ins wichtige Heimspiel am 05.01.2025 gegen den USC Münster. Erfurt hat erneut ein Heimspiel, allerdings ein ungleich schwereres gegen den SSC Palmberg Schwerin (11.01.25).
STATEMENTS
Tigin Yağlioğlu: „Erfurt ist für mich erstmal ein Gegner wie jeder andere. Ich schaue nicht auf die Tabelle. Es geht vorrangig um unseren Matchplan, um Zielstrebigkeit vor allem in erfolgskritischen Momenten, um bedingungslosen Kampf. Ich kann es nur wiederholen: Bei uns fehlten in den vergangenen Spielen meist nur Kleinigkeiten, um uns zu belohnen. Wir haben jetzt weitere Anpassungen vorgenommen. Das Team arbeitet mit Leidenschaft und ist fokussiert. Wir freuen uns sehr auf das Spiel und die Chance, uns endlich wieder zu beweisen. Für mich ist es eine große Ehre, dieses Team nun verantwortlich zu coachen.“
Celine Jebens: „Wir haben zuletzt im Training diszipliniert auch an den Basics gearbeitet. Das hat sehr gut funktioniert. Für uns geht es darum, den Gegnern in den kommenden Matches mit unserem stringent durchgesetzten System über alle Sätze hinweg Kopfzerbrechen zu bereiten. Wir müssen uns Konstanz erarbeiten. Und wer Spiele gewinnen will, braucht die nötige mentale Frische in der Crunchtime. Die Umstellung auf einen neuen verantwortlichen Trainer mit anderer Philosophie kann einem Team immer einen neuen Push geben, keine Frage. Darauf setzen wir.“