1.420 Zuschauer waren am Samstagabend voller Hoffnung in die Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit gekommen – trat der VC Wiesbaden doch nach längerer Zeit mal wieder gegen einen Gegner auf Augenhöhe an. Die letzten Spiele hatten schließlich trotz Niederlagen gegen Favoriten durchaus positive Aspekte gebracht.
Die Zuschauer in der Wiesbadener Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit und vor den Streaming-Geräten (Sportsender Dyn) dürfen sich am Samstag (19:00 Uhr) auf eine spannende Partie des VC Wiesbaden gegen die Ladies in Black Aachen mit einigen interessanten Nebenaspekten freuen. Fakt ist: Bei einem klaren Sieg der gastgebenden Hessinnen würde man sich in der Tabelle der 1. Volleyball Bundesliga Frauen wieder vor die Schwarzen Damen schieben.
Gut gespielt, aber nichts Zählbares beim Tabellenführer der 1. Volleyball Bundesliga eingefahren: Der VC Wiesbaden agierte gegen den Dresdner SC weitgehend auf Augenhöhe, trotzte dem Favoriten in beeindruckender Manier einen Satz ab, konnte den Flow dann aber nicht in den vierten Satz retten.
Auf den ersten Blick scheint die Sache klar: Der Dresdner SC führt die Tabellenspitze der 1. Volleyball Bundesliga mit 30 Punkten (Satzverhältnis 32:9) an. Der VC Wiesbaden belegt nach einer Durststrecke den sechsten Rang (14:25). Dennoch ist die Begegnung am 14. Dezember in der Margon Arena kein Selbstläufer für den Favoriten.
Dresden und Wiesbaden batteln sich seit vielen Jahren in der Liga, und immer wieder gelingen beiden Mannschaften dabei auch Auswärtssiege. Das vorerst letzte Match in der hessischen Landeshauptstand am 12. Oktober war wieder so einer – dabei sei aber auch an den formidablen 1. Satz erinnert, in dem der VCW nahezu fehlerfrei agierte. Die weiteren Sätze waren hochspannend, freilich mit dem besseren Ende für die Sächsinnen. Eva Zatkovic (Diagonal, Slowenien) wurde mit der goldenen MVP-Medaille geehrt, Silber ging an Wiesbadens Diagonale Celine Jebens. „Es gibt solche Spiele, in denen man den Gegner aufbaut und Punkte ohne große Not wegwirft. Das darf uns nie und nimmer passieren“, sagte ein emotionsgeladener Headcoach Benedikt Frank nach 107 Spielminuten. Aus dieser Niederlage kann sein Team aber rückwirkend betrachtet Mut schöpfen. Wenn zu einer prima Performance noch das nötige Spielglück hinzukommt, dürfte mit dem VCW durchaus wieder zu rechnen sein.
Dresdens drei Hochzeiten
Wer auf drei Hochzeiten tanzt, braucht einen breiten Kader. Der hat sich beim DSC bisher überraschend als bemerkenswert robust erwiesen. In der 1. Bundesliga hat das Team von Alexander Waibl erst einmal verloren (2:3 bei Allianz MTV Stuttgart). Zuletzt gewann man beim USC Münster deutlich mit 3:0. Am 18. Dezember soll beim SC Potsdam der Einzug ins DVV-Pokalfinale klargemacht werden. Der VCW war zuvor im Viertelfinale gegen den USC Münster ausgeschieden, während der DSC den VfB Lotto Suhl Thüringen mit 3:0 aus dem Wettbewerb gekegelt hatte. International hat es hingegen nicht gereicht: Im CEV Cup musste sich Waibls Mannschaft in der ersten Runde nach zwei Niederlagen (0:3, 1:3) gegen den französischen Vertreter Vandoeuvre Nancy verabschieden – ein Los, das die Sächsinnen mit den Wiesbadenerinnen teilen. Auch der VCW hatte in der ersten Runde des CEV Volleyball Challenge Cups gegen seinen Gegner Galatasaray Daikin Istanbul keine echte Chance aufs Weiterkommen.
Statistik
Die Ausgeglichenheit der Dresdner Mannschaft wird anhand der Statistik deutlich. Vier Spielerinnen konnten sich bereits je zweimal die MVP-Medaille abholen: Emma Scarlett Clothier (USA, Mittelblock), Sarah Straube (Zuspiel) sowie die Diagonalen Eva Zatkovič und Marta Kamēlija Levinska (Lettland). Letztere kam zur neuen Saison aus Ankara (PTT Spor) nach Sachsen und punktet seither zuverlässig. Die 23-jährige Lettin führt haushoch das Liga-Ranking der Top Scorerinnen („alle Spielelemente“) mit Wert 131 an. Wiesbadens Beste, Celine Jebens, liegt hierbei auf dem sechsten Rang (59). Weitere DSC-Statistikwerte: Außenangreiferin Lorena Lorber Fijok (Slowenien) führt bei dem Aufschlagpunkten, Eva Zatkovič bei der Aufschlagquote. Marta Levinska hat die weitaus meisten Angriffspunkte aller neun Mannschaften erzielt (173) – gefolgt von Celine Jebens (135); beide Athletinnen haben bei der Angriffspunktquote indes noch Luft nach oben.
STATEMENTS
Benedikt Frank: „Dresden hat einen echten Lauf mit tollen Ergebnissen in der Liga. Die Achse mit Lorena Lorber Fijok, Marta Levinska und Sarah Straube trägt das DSC-System weitgehend. Das Match wird schwer für uns, keine Frage. Aber wir treffen auf ein Team, das hohen Belastungen ausgesetzt ist. Es wird also Momente geben, wo man sie angreifen kann, dann müssen wir hellwach und mutig sein. Wir arbeiten hart und sehen durchaus Chancen auf Punkte.“
Tanja Großer (Außenangriff): „Wir haben uns gegen Stuttgart gesteigert, der Satzgewinn war nicht selbstverständlich. Man hat aber auch gesehen, dass beim Triple-Sieger nicht alles gestimmt hat. Dresden ist nach elf Spielen Tabellenführer, das spricht für sich. Aber klar wollen wir sie ärgern, etwa wieder durch gute Aufschläge. Was sonst noch so gehen kann, wird man sehen. Für uns wird wichtig sein, ob wir ein gutes Niveau über alle Sätze hinweg halten können.“
Es gibt Niederlagen, die durchaus Mut machen. Diese gegen Allianz MTV Stuttgart war so eine. Der VCW machte im Samstagabendspiel der 1. Volleyball Bundesliga Frauen dem haushohen Favoriten aus Stuttgart das Leben richtig schwer. Die Mannschaft von Chefcoach Benedikt Frank gab trotz des 1:3 (17:25, 25:22, 17:25, 19:25) eine belastbare Antwort auf zuletzt „hasenfüßige“ Leistungen. Dass sich am Ende die individuelle Klasse des Triple-Siegers (Meister, Pokalsieger, Supercup-Gewinner) durchsetzte, war keine Überraschung, wohl aber die beherzte Gegenwehr des Gastgebers, die von den 1.192 Zuschauern in der heimischen Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit zwischenzeitlich und auch am Ende mit großem Applaus bedacht wurde. Aus dem Allianz-Fanblock war zu vernehmen, dass man eine souveränere Leistung vom eigenen Team erwartet hätte, das wieder einmal auf Diagonal-Ikone Krystal Rivers (USA) verzichten musste.
Beim VCW funktionierten die Angriffselemente besser als in den Spielen zuvor. Tanja Großer, der zuletzt zuweilen die adäquaten Lösungen gefehlt hatten, steuerte 12 Zähler bei. Gréta Kiss (Ungarn; 9) zeigte ebenfalls einige schöne Aktionen. Mittelblockerin Rachel Gomez (USA; 8) präsentierte sich stark und foppte den Gegner ein ums andere Mal. Erfreulich: Außenangreiferin Hannah Hartmann drang mehrfach auch in kritischen Momenten mutig durch (14 Punkte) und holte sich verdient die silberne MVP-Medaille ab. Gold ging an Stuttgarts spanische Außenangreiferin Maria Segura Palleres (14). Zweistellig punkteten außerdem noch die drei Allianz-Athletinnen Toni Stautz, Lucia Varela (je 13) und Pauline Martin (12). Beim VCW war mit Lilly Bietau eine zweite Libera dabei (blieb ohne Einsatzminuten); sie läuft ansonsten in der Damen II auf.
Erster Satz
Dieser Abschnitt war lange Zeit eine spannende Angelegenheit, weil sich der VCW richtig reinhängte. Und es hätte durchaus noch enger werden können, wenn z.B. auch ein paar Aufschläge zur richtigen Zeit gepasst hätten. Celine Jebens hatte einige gute Chancen in der Hand, drang aber nicht gewohnt druckvoll durch (7 Punkte am Ende des Spiels bei 22 Attacken). Der VCW blieb zunächst dran (4:6, 9:11, 11:12). Dann fingen sich die Stuttgarterinnen langsam (13:18). Benedikt Franks Wechsel (Großer für Olivia Rusek, Hartmann für Zuspielerin Ana-Maria Jonjev sowie Zuspielerin Adriana Wełna für Jebens) brachten neue Impulse, aber keine Wendung mehr. Gleich der erste von sieben Stuttgarter Matchbällen saß – Hannah Hartmann hatte ins Netz geschlagen. Mit dem 17:25 lag Wiesbaden 0:1 hinten. Stuttgarts Chefcoach Konstantin Bitter lag bei zwei Challenges richtig, Bene Frank hingegen hatte mit seinen Pech.
Zweiter Satz
Der VCW (zu Beginn ohne Celine Jebens) machte es nun prima. Mittelblockerin Jonna Wasserfaller schaffte das 7:6, und nach einer „gut“ gegebenen Frank-Challenge stand es 8:6. Hannah Hartmann stellte auf 10:8. Die Auszeit von Konstantin Bitter war logisch. Seine Damen drehten das Geschehen zunächst (10:13 aus VCW-Sicht). Aber es sollte anders kommen: In der Crunchtime schlug nämlich die Zeit von Hannah Hartmann. Sie punktete zum 20:20 und 22:21. Und nach einem Ass von Rachel Gomez hatte der VCW nun tatschlich zwei Satzbälle! Postwendend machte Gréta Kiss das 25:22 klar – der VCW hatte zum 1:1 ausgeglichen – die Halle brodelte.
Dritter und vierter Satz
Der Satzverlust schmeckte der Stuttgarter „Reisegruppe“ auf dem Platz und auf den Rängen freilich gar nicht. Konstantin Bitter musste neu justieren. Seine Damen kombinierten nun konzentrierter und legten einen Zahn zu, während der VCW nicht mehr so recht in sein System fand. Nach 23 Minuten war der dritte Abschnitt mit 17:25 (= 1:2). Im vierten (und letzten) Abschnitt schaffte sich der VCW nach 1:4 auf 6:7 heran, musste dann aber das 9:11 nach Abwehrfehler und wenig später das 9:14 hinnehmen. Rachel Gomez´Block zum 11:15 wurde nochmal hoffnungsfroh gefeiert. Beim 13:19 dann Pfiffe und Buhrufe: Die Heimfans waren mit der Schiedsrichterentscheidung gegen ihren VCW nicht einverstanden. Die Hessinnen machte noch mehrere Punkte auch in Serie bis zum 18:23, mussten dann aber auch diesen Abschnitt abgeben: Das 19:25 war gleichbedeutend mit der 1:3-Niederlage – aber eine, die längst nicht so weh tat, wie die zuvor in Suhl erlittene (0:3).
Hallensprecher Tobias Radloff machte lautstark deutlich: Die Mannschaft des VCW hatte tapfer gekämpft und trotz der allgemein erwarteten Niederlage eine über weite Strecken ansprechende Performance gezeigt – und zwar eine, die für das letzte Heimspiel in diesem Jahr am 21. Dezember gegen die Ladies in Black Aachen Mut machen sollte. Zuvor gilt es freilich noch am 14. Dezember beim in dieser Saison sehr starken Dresdner SC zu bestehen.
STATEMENTS
Benedikt Frank: „Trotz der Niederlage: Heute hat die Arbeitseinstellung komplett gestimmt. Hannah Hartmann hat eine gute Rolle vor allem im zweiten Satz gespielt. Und die klasse Leistung von Rachel Gomez muss ich heraushaben. Wenn das Hilfszuspiel aus dem hinteren Feld besser gekommen wäre, hätten wir noch besser angreifen können. Auch werden wir hart arbeiten. Schön war aber, dass wir heute einen Satz gewonnen haben, das macht wieder Mut.“
Hannah Hartmann (Außenangriff): „Wir haben uns dieses Mal auf unsere positiven Aktionen fokussiert und diese gewissermaßen auch zelebriert – das hatte uns unser Coach zuvor mit auf den Weg gegeben. Die positive Energie auf und neben dem Feld hat sich auch auf die Fans auf den Rängen übertragen.“