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VCW bezwingt Galatasaray ... in Istanbul!

Ganz großes Kino in Istanbul! Der VC Wiesbaden gewinnt beim Favoriten Galatasaray Daikin Istanbul im CEV Challenge Cup (Achtelfinale) mit 3:2 nach Tiebreak und liefert dabei eine reife Leistung ab, die wohl keiner so erwartet hätte. 

 

Das Team von Chefcoach Benedikt Frank lag schon mit zwei Sätzen in Front (25:20, 25:16), ehe die großgewachsenen Türkinnen aufwachten. Nach 25:27 und 21:25 aus VCW-Sicht stand es plötzlich 2:2 – der fünfte Kurzsatz musste die Entscheidung bringen. Und – wie schon im Liga-Spiel zuvor gegen Münster – behielten die Hessinnen in der entscheidenden Crunchtime die Nerven. Nach drei eigenen Matchbällen (14:11) wurde es kurzzeitig nochmal brenzlich, aber Izabella Rapacz (Diagonal) machte schließlich den Sack zu (15:13). Der Underdog aus Deutschland hatte sich in der imposanten, 7.000 Zuschauer fassenden Sporthalle Burhan Felek Voleybol Salonu eindrucksvoll durchgesetzt, und das ungeachtet des lauten Pfeifkonzerts und Buhrufen bei den Gästeaufschlägen. Nun kommt es am Mittwoch (6. Dezember, 19:30 Uhr) zum Showdown um den Einzug ins Viertelfinale in der Wiesbadener Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit, die dann ausverkauft sein wird.

Sirene und Blaulicht

Die Rahmenbedingungen waren schon bei der Anreise besonders. Die VCW-Truppe wurde standesgemäß am Airport abgeholt: im Galatasaray-Bus, mit Blaulicht und Sirene, auf rechter Spur „exklusiv“ an den langen Staus Richtung Innenstadt vorbei. Nach elfstündiger Anreise waren die 50 Minuten im Shuttle bis zum Istanbuler Volley Hotel im weitläufigen Hallenkomplex ein Katzensprung. Dann Training, Videostudium, Ruhephasen, Physio-Einheiten – all das war in dieser speziellen Konstellation neu für die Mannschaft von Benedikt Frank, aber keine(r) ließ sich vom Ambiente rund um den türkischen Traditionsclub einschüchtern, wie sich dann auf dem Parkett zeigen sollte.

Der VCW bestritt alle fünf Sätze mit der Stammsechs: Tanja Großer und Jaidyn Blanchfield (Außenangriff), Izabella Rapacz (Diagonal), Milana Božić (Zuspiel), Nina Herelová und Rachel Anderson (Mittelblock) sowie Rene Sain (Libera). Ausgewechselt wurde nicht – es gab schlichtweg keinen Grund dazu. Galatasaray-Chefcoach Guillermo Naranjo Hernández waren die Fähigkeiten der meisten Wiesbadener Spielerinnen durchaus bekannt (der 46-Jährige trainierte zuvor den SC Potsdam und Allianz MTV Stuttgart). Dieses „Know-how“ sollte sich allerdings zumindest in den ersten beiden Sätzen nicht auszahlen. Der VCW versetzte der wackeligen Feldabwehr der Türkinnen beständig Nadelstiche und punktete mit gutem Service. Gala schlug mehrfach ins Netz. 

Erster und zweiter Satz

Den ersten Abschnitt beendete die super aufgelegte Rachel Anderson bezeichnenderweise mit einem Ass (25:20). Vier waren es bis zu diesem Zeitpunkt schon. Galatasaray machte zwar mehr Blockpunkte (4:1), hatte aber nach dem 20:20 keinen Zugriff mehr. Im zweiten Satz zog der VCW schneller davon (5:5, 10:5, 13:7, 18:10). Und wieder war die Gala-Abwehr trotz beachtlicher Größe oft nicht auf der Höhe. Der VCW fand schlaue Lösungen um den Block herum. Tanja Großer machte schließlich das 25:16 und stellte damit auf 2:0 nach Sätzen. Gala-Chef Hernandez war restlos bedient – er zog sich zurück und überließ einem seiner drei (!) Co-Trainer die Ansprache an seine sichtlich verwunderten Spielerinnen.

Dritter und vierter Satz

Die Worte des Co kamen jedenfalls an, denn vor allem in der entscheidenden Phase agierten die Gala-Damen um Kapitänin Bihter Dumanoğlu (Libera) konzentrierter. Bis zum 13:13 schenkten sich beide Teams zunächst nichts, der VCW ging sogar mit vier und drei Punkten in Führung (19:15, 22:19). Jaidyn Blanchfield setzte ein Ass zum 23:19 aufs Parkett, dann folgte gar der VCW-Matchball (24:23) zum möglichen 3:0 – aber der sollte nicht reichen. Nach zweimaligem Einstand (24:24, 25:25) machten die Gastgeberinnen den Sack zu – Wiesbaden hatte den Satz tatsächlich noch aus der Hand gegeben (25:27). Im vierten Abschnitt lag die Frank-Truppe mehrfach vorn (6:3, 8:6), ehe es wieder eng wurde. Die Führung wechselte hin und her. Im weiteren Verlauf fand der Gala-Angriff immer wieder Löcher. Man profitierte zudem von Missverständnissen des VCW (im gesamten Spiel nur wenige), vor allem am Netz. Spannung kam nicht mehr auf, die Türkinnen stellten ungefährdet auf 25:21 und damit auf 2:2.

Fünfter Satz – Tiebreak

Wer zwei verlorene Sätze aufholt, ist in der Regel moralisch im Vorteil, nicht aber an diesem Abend in Istanbul. Kein Team vermochte sich zunächst abzusetzen (3:3, 9:9). Dann zog der VCW die Zügel an (12:10, 13:11). Die ersten drei Matchbälle (14:11) klappten zwar noch nicht, aber dann war es wie schon erwähnt Izabella Rapacz, die den Wiesbadener Triumph in der Fremde sicherstellte (15:13 = 3:2). Nach 121 Minuten war das Spiel beendet – und die spärlich besetzte Halle mit den verbliebenen 750 Zuschauern verstummt. Für den VCW wurden insgesamt 13 Asse notiert. Die Punkte verteilten sich auf eine homogen agierende Mannschaft, die es gut verstanden hatte, Benedikt Franks Plan von der Theorie in die Praxis umzusetzen.

Punktestatistik (VCW): Izabella Rapacz (23), Jaidyn Blanchfield (17), Rachel Anderson (15), Tanja Großer (13), Nina Herelová (12) und Milana Božić (3). Bei Galatasaray punkteten drei Spielerinnen zweistellig: die beiden US-Amerikanerinnen Danielle Cuttino (23) und Logan Eggleston (17) sowie Aydin Ilkin (13).

STATEMENTS

Benedikt Frank: „In Istanbul zu gewinnen, ist schon besonders. Wir haben Galatasaray in den ersten beiden Sätzen überhaupt nicht ins Spiel kommen lassen. Später haben sie auf Diagonal und Außen gewechselt, daran mussten wir uns erst gewöhnen. Den dritten Satz hätten wir nicht abgeben müssen, und im vierten haben wir damit noch gehadert. Am Ende war es eine Frage des Selbstvertrauens, und das war bei uns da. Gala war sicher nicht ganz auf dem Niveau, was sie sonst bieten, aber das hatte auch mit unserer Performance zu tun. Wir haben eine tolle Leistung abgerufen und Wiesbaden auf die internationale Landkarte gestellt. Aber: Wir sind noch lange nicht durch. Das wird am kommenden Mittwoch ein richtig krasses Match.“

Nina Herelová (VCW-Mittelblock): „Das war schon irre. Wir haben im dritten Satz die Chance vergeben, mit 3:0 zu gewinnen, was echt ärgerlich war. Galatasaray spielt ein ganz anderes System als die in der deutschen Bundesliga. Die Spielerinnen sind sehr groß, sie agieren nicht schnell, aber mit viel Kraft, auch über dem Block. Wir haben gut aufgeschlagen und waren in allen  Elementen weitestgehend stabil. Ich freue mich riesig auf das Rückspiel in unserer Halle. Das wird wegen der vielen Gala-Fans noch lauter als es ohnehin  schon ist.“

 

NÄCHSTE TERMINE

CEV Volleyball Challenge Cup (Achtelfinale)

Rückspiel: 6. Dezember 2023 (Mittwoch, 19:30 Uhr): VCW – Galatasaray Daikin Istanbul  
(Wiesbaden, Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit)
*Livestreaming (+ on-demand): 
www.sportdeutschland.tv (kostenfrei)

1. Volleyball Bundesliga

2. Dezember 2023 (Samstag, 19:00 Uhr): Rote Raben Vilsbiburg – VCW 
(Vilsbiburg, Ballsporthalle)

9. Dezember 2023 (Samstag, 19:00 Uhr): VCW – Suhl LOTTO Thüringen
(Wiesbaden, Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit)

Die Spiele (Liga und DVV-Pokal) werden live und on demand auf der Streaming-Plattform Sport1 extra und auf DYN übertragen.

Tickets: www.vc-wiesbaden.de/tickets

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