VCW baut Aachen auf und verliert 2:3
Es hatte so gut angefangen vor 931 Zuschauern in der Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit! Der VC Wiesbaden machte am Samstagabend im Zwischenrundenspiel der 1. Volleyball Bundesliga Frauen gegen die bisher punktlosen Ladies in Black Aachen zwei Sätze lang eigentlich alles richtig (25:16 und 28:26) – um dann den Rhythmus zu verlieren und so den Gegner aufzubauen, bis dieser als Sieger die Halle verließ (23:25, 19:25, 14:16). Wie in den vergangenen Matches auch war die VCW-Performance wieder höchst wechselhaft, aber dieses Mal kriegten die Hessinnen nicht mehr die Kurve. Auch die mehrfache Führung im Tiebreak konnten die von Christian Sossenheimer, Tigin Yağlioğlu undDaniel Ramirez betreuten Hausherrinnen nicht nutzen. Man hatte beim 2:3 einen Punkt geholt, aber zwei verloren. Die Überraschung war damit perfekt. Die Ladies in Black wahrten mit ihrem Sieg beim Favoriten der B-Gruppe die Chance auf den dritten Platz, der für die Playoffs reicht, können diesen aber aus eigener Kraft nicht mehr erreichen. Der VCW liegt mit 15 Punkten in Front. Nun heißt es für die Hessinnen am 24. Februar beim USC Münster Wiedergutmachung zu betreiben. Positiv: Die seit Monaten hochbeanspruchte Truppe hat endlich einmal eine Woche lang Pause, um Kraft zu schöpfen und zu analysieren.
Erster Satz
Zunächst schnelles Spiel, keine langen Ballwechsel … Der VCW sicherte sich rasch einen komfortablen Vorsprung (9:6, 16:10). Der Aachener Anhang (rund 30 Fans waren mit in die hessische Landeshauptstadt gekommen), bejubelte zwischenzeitlich ein Ass von Mittelblockerin Gabby Goddard (USA) zum 14:19, musste dann aber sehen, wie der VCW unbeirrt dem Satzgewinn entgegenstrebte (23:15). Ein Aufschlag ins Aus bescherte den Gastgeberinnen acht Satzbälle. Außenangreiferin Tanja Großer nutzte gleich den ersten zum 25:16. Der VCW hatte nur 22 Minuten benötigt und Diagonale Izabella Rapacz (Polen) schon neun Punkte auf dem Konto.
Zweiter Satz
Auch in diesem Abschnitt marschierte die Sossenheimer-Truppe munter voran. Beim 7:2 hatte der VCW fünf Punkte in Serie erzielt. Als sich der Gast auf 13:15 heranrobbte, nahm der Coach die erste Auszeit. Das Publikum nutzte die Minipause zur La-Ola-Welle. Dann wurde es zunehmend spannender … weil der VCW an Sicherheit in Angriff, Block- und Feldabwehr verlor. Aachens niederländische Außenangreiferin Jolijn de Haan und die französische Diagonale Lara Davidovic verkürzten auf 15:16 und 16:17, und dann stand es gar 17:17! Der VCW hatte unnötig satte Vorsprünge aus der Hand gegeben, berappelte sich aber wieder. Mittelblockerin Rachel Anderson (USA) blockte zum 20:18 – ein Heber von Iza Rapacz brachte drei Satzbälle (24:21), aber die Schwarzen Ladies gaben nicht auf (24:23). Christian Sossenheimers zweite Auszeit half nicht, und nun hatte Aachen Satzball (25:24)! Erst beim 28:26 für den VCW mussten sich die Gäste geschlagen geben (= 2:0 für den VCW).
Dritter Satz
Trotz des 0:2-Rückstands ließen sich die Ladies in Black nicht entmutigen. Im Gegenteil: Die Truppe von Cheftrainerin Mareike Hindriksen ging ohne Gegenwehr des VCW mit 14:5 in Führung! Die Hessinnen hatten in allen Elementen den Faden verloren, der Block schlug wiederholt vergeblich in die unüberwindliche Wand. Christan Sossenheimer wechselte: Pauline Bietau und Celine Jebens kamen für Milana Božić (Bosnien und Herzegowina) und Izabella Rapacz (Zuspiel und Diagonal. Das sollte sich zunächst bezahlt machen … Tanja Großer gelangen zwei Punkte in Folge zum 12:18. Rachel Anderson stellte auf 15:18, Außenangreiferin Jaidyn Blanchfield (USA) auf 16:18 und Celine Jebens auf 19:20 sowie 20:20! Die Halle kochte! Mit einem Blockpunkt brachte Blanchfield den VCW gar mit 22:21 in Führung, was Aachen aber kurz darauf diskussionswürdig zum 24:23 für sich ummünzte. Aber dann hatte die Hindriksen-Truppe diesen Abschnitt doch noch gewonnen (25:23) und nach Sätzen auf 1:2 verkürzt.
Vierter Satz
Auch hier hatte der Gast den besseren Beginn (5:10 aus VCW-Sicht). Libera Rene Sain mühte sich anfangs mehrmals redlich, aber die Angriffe ihrer Mitspielerinnen kamen zu zaghaft. Inzwischen waren Melissa Langegger (Kanada) für Tanja Großer sowie wieder Pauline Bietau und Celine Jebens im Spiel. Die Ladies in Black zeigten sich unbeeindruckt, blieben konstant in den Elementen und zogen auf 18:11 und 24:18 davon. Einmal konnte der VCW noch punkten, aber Aachen machte auch diesen Sack zu (25:19). Beim VCW hatten Energie und Konzentration gefehlt, um adäquate Nadelstiche zu setzen. Konsequenz: Nach der 2:0-Führung musste man tatsächlich in den fünften Satz.
Tiebreak
Nach umkämpftem Beginn (4:4) und pfiffigem Heber von Celine Jebens (6:6) ging der VCW mit 9:7 in Führung. Ein Aachener Service ins Netz brachte das 10:8. Außenangreiferin Celine van Gestel (Belgien) schlug weit ins Aus (12:10). Nach einer langen Rallye stellte der Gast auf 12:13 und postwendend auf 13:13! Und nun hatte Aachen sogar Matchball! Den konnte Jaidyn Blanchfield noch mit einem Hammerschlag abwehren, aber dann war es passiert: Die Ladies in Black hatten tatsächlich auch den fünften Satz gewonnen (16:14) und beim 3:2-Sieg verdient zwei wichtige Punkte erobert. Glückwunsch!
Statistik
Celine Jebens wurde mit der silbernen MVP-Medaille ausgezeichnet. Gold ging an Lara Davidovic, die erst im zweiten Satz auf den Platz kam und am Ende 19 Zähler auf dem Konto hatte. Zweistellig punkteten auch ihre Mitspielerinnen Jolijn De Haan (17), Gabby Goddard (13) sowie Mittelblockerin Wiebke Silge (11). Beim VCW scorten Jaidyn Blanchfield (19), Izabella Rapacz und Rachel Anderson (je 15), Tanja Großer (13), Celine Jebens (12), Mittelblockerin Nina Herelová (Slowakei; 7) sowie Melissa Langegger (2).
STATEMENT
Christian Sossenheimer (VCW-Coach): „Wir hatten eigentlich bis Mitte des zweiten Satzes alles unter Kontrolle. Alles ging auf, so wie wir uns das gedacht hatten. Aber dann haben wir den Fokus und die Konzentration verloren. Das müssen wir im Nachgang analysieren. Wir haben definitiv gekämpft, aber für den Turnaround hat es nicht mehr gereicht. Aachen hat als Underdog wie erwartet Alles oder Nichts gespielt, vieles noch aufs Feld gebracht und uns den Schneid abgekauft. Sie haben das gut gemacht, keine Frage. Ich muss aber deutlich sagen: In der Gruppe B spielen alle vier Mannschaften auf Augenhöhe und dann sind nun einmal auch alle Matches eng. Die Niederlage heute war sicher auch für die Zuschauer nicht schön, aber alles in allem auch kein Drama. Wir haben nun Zeit, den Kopf freizubekommen und uns in Ruhe auf Münster vorzubereiten.“