Ein Fest, aber kein Wunder – VCW 1:3
Ausverkaufte Hütte (2.100 begeisterte Zuschauer in der Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit) – darunter rund 500 frenetisch feiernde Türken – Konfettiregen – ein verletzter Polizist im Vorfeld: Das Rückspiel im CEV Volleyball Challenge Cup zwischen dem VC Wiesbaden und Galatasaray Daikin Istanbul bot wie erwartet wieder jede Menge berichtenswerte Begleiterscheinungen. Zum sportlichen Geschehen unten auf dem Parkett: Der VCW verlor nach dem 0:3 im Hinspiel in Istanbul am Donnerstagabend auch das Rückspiel, verabschiedete sich aber beim 1:3 (15:25, 15:25; 25:17, 20:25; 96 Minuten) achtbar aus dem internationalen Wettbewerb. Galatasaray ist damit ins Achtelfinale eingezogen.
Die Hessinnen hätten ein 3:0 oder 3:1 benötigt, um den entscheidenden „Golden Set“ zu erzwingen. Was in der Saison zuvor überraschend gelang, lag dieses Mal nicht in der Luft. Nach dem 0:2 war der Käs bereits gegessen. Das Team von Chefcoach Benedikt Frank und den CO’s Christian Sossenheimer, Tigin Yağlioğlu und Daniel Ramírez hatte sich allerdings auch nach hohen Rückständen nie aufgegeben, mehrfach konnte man den haushohen, finanzstarken Favoriten ärgern.
Aufstellung und Ausbeute
Alle VCW-Spielerinnen kamen dieses Mal zum Einsatz: Tanja Großer, Gréta Kiss (Ungarn), Olivia Rusek (Polen/USA) und Hannah Hartmann (alle Außenangriff); Diagonal: Celine Jebens; Mittelblock: Rachel Gomez (USA), Jonna Wasserfaller (Schweden) und Marlene Rieger (VCW II); Zuspiel: Ana-Marija Jonjev (Serbien) und Adriana Wełna (Polen); Libera: Rene Sain (Kroatien). Bei Istanbul agierte die niederländische Nationalspielerin Eline Timmermann (zuvor Allianz MTV Stuttgart) im Mittelblock; im Hinspiel in Istanbul war sie nicht auf dem Platz.
Beim VCW punkteten Rachel Gomez (15) und Celine Jebens (14) zweistellig. Bei Gala schafften das Timmermann (15), die (auch aufschlagstarke) Diagonale Alexia Căruțașu (Rumänien; 15) und Außenangreiferin Ann Kalandadze (Georgien; 12).
Die Dramaturgie
Erster Satz: Kurioser Beginn! Nach dem vielumjubelten 1:0 durch Celine Jebens folgte gleich eine Unterbrechung, weil vom türkischen Rang heruntergeworfenes Leuchtkonfetti weggefegt werden musste. Der VCW ließ sich von der hitzigen Atmosphäre indes nicht einschüchtern und überraschte die großgewachsenen Gegnerinnen eins ums andere Mal. Nach dem 6:3 der Gastgeberinnen nahm Galas spanischer Chefcoach Guillermo Naranjo Hernández seine erste Auszeit. Wiesbaden blieb dank cleverer Lösungen zunächst weiter in Führung (8:7, Gréta Kiss). Aber dann schlichen sich Eigenfehler ein. Das Zuspiel kam nicht mehr so präzise, die Annahme hatte Probleme. Galatasaray profitierte, drehte die Partie und marschierte davon (12:18, 15:20 aus VCW-Sicht). Gleich der erste von neun Satzbällen saß. Der VCW lag nach dem 15:25 nun 0:1 zurück. In diesem Abschnitt haderte die VCW-Seite mit Entscheidungen der Schiedsrichterinnen Kateryna Hranko (Ukraine) und Danica Viktorini-Lisa (Slowakei).
Zweiter Satz
Gala legte forsch los (4:1), kassierte aber nach einem Wiesbadener Zwischenhoch den Ausgleich (7:7). Die eingewechselte VCW-Zuspielerin Adriana Wełna setzte ihre Mitspielerinnen zeitweise gut ein. Aber dann verflachte das Niveau wieder, den Hessinnen fehlten überzeugende Lösungen und Mut. Gala zog sein System ohne große Mühe durch (11:7, 21:12). Alexia Căruțașu foppte die Gastgeberinnen mehrfach. Die Frank-Schützlinge wehrten später noch zwei von elf Satzbällen ab, der letzte segelte ins Aus. Das 15:25 bedeutete das 0:2 und damit das Ende des internationalen Abenteuers.
Dritter Satz
Gala-Coach Hernández nahm nun Wechsel vor. Das führte prompt zu Abstimmungsproblemen, die der VCW zu nutzen wusste (5:1). Für Tanja Großer war Olivia Rusek auf dem Feld. Die Gäste fingen sich indes wieder, glichen aus (6:6) und lagen eine Zeit lang in Führung. Doch die Hessinnen dachten nicht daran, diesen Satz herzuschenken. Nun agierten sie stabiler und erspielten sich Vorsprünge (15:13, 17:14, 18:14). Auch Istanbuls Auszeit brachte keinen Sand ins Getriebe. Das Frank-Team blieb konzentriert. Rachel Anderson markierte das 20:16 und das 22:17 (Ass). Der letzte VCW-Punkt zum Satzgewinn (25:17) war ein Geschenk der Türkinnen. Das 1:2 hatten sich die Gastgeberinnen dank einer robusten Performance erkämpft.
Vierter Satz
Nun legten die Gäste wieder wie die Feuerwehr los (5:0) – bei den Hessinnen stimmte jetzt die Abstimmung nicht mehr (6:15). Nach drei schön herausgespielten VCW-Punkten in Serie auf 9:15 folgte wieder eine lange Durststrecke (11:18). Benedikt Frank schenkte dem Nachwuchs (Hannah Hartmann und Marlene Rieger) Einsatzminuten. Die 17-jährige Rieger bedankte sich umgehend mit einem cleveren Move in die Ecke. Nach dem 13:23 konnte der VCW dann noch mehrfach Jubelstürme entfachen (17:24, 20:24). Mehr ging aber nicht mehr: Nach dem Schlussakkord durch Mittelblockerin Ayçin Akyol stürmten die Gala-Damen aufs Feld, sie hatten das 3:1 geschafft – und damit die nächste Runde im CEV Volleyball Challenge Cup. Die rot-gelb gewandeten türkischen Fans (ausnahmslos Männer in Gala-Trikots) feierten ihr Team noch lange mit Sprechchören in und außerhalb der Halle.
Der VCW hat nach anstrengenden Wochen nun acht Tage Spielpause und kann sich für das DVV-Pokalspiel am 23.11.2024 beim USC Münster sammeln (Viertelfinale). In der 1. Volleyball Bundesliga Frauen geht es am 30. November weiter, dann tritt der SSC Palmberg Schwerin in Wiesbaden an.
STATEMENTS
Benedikt Frank: „Solche Volleyballfeste zu feiern macht richtig, richtig Spaß. Wenn wir lernen, unser Frustrationsmanagement besser zu gestalten, dann können wir auch gegen solche Gegner länger mithalten. Schade, dass es in den ersten beiden Sätzen am Ende nicht gelangt hat. Die Reaktion im dritten und vierten Satz war dann aber wieder gut. Die Mädels haben sich aufgebaut und prima miteinander gearbeitet. Darauf lässt sich aufbauen. Wir schauen nun auf das nächste Highlight in Münster.“
Olivia Rusek (Außenangriff; 7 Punkte): „Das war ein taffes Match. Galatasaray ist ein klasse Team, das die meisten seiner Chancen nutzt. Als Underdog muss man dennoch alles geben und da sein, wenn sich mal Fenster auftun. Was nehmen wir mit? Dass wir nicht zu passiv werden im Laufe des Spiels. Wir müssen mutig sein, unseren Energielevel hochhalten und aggressiv im Angriff agieren.“
TERMINE
DVV-Pokal (Viertelfinale)
23. November 2024 (Samstag, 19:30 Uhr)
USC Münster – VCW
(Münster, Halle Berg Fidel)
1. Volleyball Bundesliga Frauen
30. November 2024 (Samstag, 19:00 Uhr)
VCW – SSC Palmberg Schwerin
(Wiesbaden, Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit)
Tickets: Veranstaltungen von VC Wiesbaden | vivenu
Die Spiele der 1. Volleyball Bundesliga werden live und on-Demand auf der Streaming-Plattform DYN übertragen.