VC Wiesbaden verliert Auswärtsspiel beim USC Münster trotz dreifacher Aufholjagd
Der VC Wiesbaden hat sich im Auswärtsspiel beim USC Münster mit 1:3 (29:27 / 23:25 / 23:25 / 23:25) geschlagen geben müssen.
Das intensiv geführte, hochklassige und spannende Spiel in der Volleyball Bundesliga zeichnete sich vormerklich durch drei kraftraubende Aufholjagd-Phasen der Wiesbadenerinnen aus, die in den Sätzen zwei, drei und vier jeweils den Spielverlauf gegen Satzende beinahe noch kippen ließen.
1.176 Zuschauer sahen in der Sporthalle Berg Fidel ein zu jedem Zeitpunkt völlig offenes und spannendes Spiel. Bereits der erste Satz gab einen Vorgeschmack dessen, welche Leistungsdichte beide Teams besitzen, und dass nur Nuancen über Sieg und Niederlage entscheiden würden. Der VC Wiesbaden konnte sich den ersten Druchgang in der Satzverlängerung mit 29:27 sichern. Die Sätze zwei bis vier hatten allesamt einen kuriosen Satzverlauf. Münster arbeitete sich bis zur Satzmitte jeweils einen deutlichen Vorsprung heraus (in den Sätzen 2 und 4 sogar mit jeweils sieben Zählern), den die Wiesbadenerinnen mit furiosen Aufholjagden bis kurz vor Satzende immer nahezu egalisieren konnten. Alle diese drei Sätze endeten mit dem knappmöglichsten Ergebnis, ergo 23:25, für die „Unabhängigen“ vom USC Münster und machten somit die VCW-Niederlage aus.
„Wir haben immer eine gewisse Zeit gebraucht, um unseren Spielrhythmus zu finden. Wir haben dann gegen Ende des Satzes unsere Qualität gespielt, die wir spielen können, aber das kam dann jeweils zu spät“, resümierte Dirk Groß ohne auszulassen: „Unsere Einstellung hat aber gestimmt. Wir haben uns immer wieder rangebissen!“
Die Silbermedaille als wertvollste Spielerin erhielt VCW-Zuspielerin Irina Kemmsies, die in ihrer Rolle zudem vier Punkte zur Wiesbadener Punkteausbeute beisteuerte. Die goldene MVP-Medaille erhielt USC-Libera Lisa Thomsen.
Für den VC Wiesbaden war das heutige Spiel der Startschuss für eine lange Auswärtsserie: Am kommenden Samstag, den 11.11.2017, ist das Team von Headcoach Dirk Groß beim Zweitligisten SV Bad Laer im DVV-Pokal-Achtelfinale gefragt. Anpfiff in der „Sporthalle am Freibad“ ist um 20:00 Uhr (vorbehaltlich eines pünktlichen Endes des Vorspiels). Eine Live-Übertragung wird es derzeitigem Stand nach nicht geben. Eine Woche später steht ein Doppelspieltag auswärts mit den Duellen bei der Talentschmiede VCO Berlin (17.11.17) sowie dem schweren Spiel beim SC Potsdam (19.11.17) an. Zum nächsten Heimspiel begrüßt der VC Wiesbaden am 02.12.2017 um 19:00 Uhr den amtierenden Vizemeister und DVV-Pokalsieger Allianz MTV Stuttgart in der Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit.
Ausführlicher Spielbericht
Der VC Wiesbaden begann mit den bereits aus dem Dresden-Spiel bekannten Starting Six Großer und Bednářová für Annahme/Außen, Drewniok auf Diagonal, Kemmsies als Zuspielerin, Kóšová und Keddy im Mittelblock sowie Libera Stock. Das Spiel wurde bereits in der Anfangsphase seinem Spitzenspielcharakter gerecht. Es entwickelte sich bereits in der frühen Phase des ersten Satzes ein spannendes, intensives und temporeiches Spiel, in dem sich keine Mannschaft bis weit hinein in den Satz absetzen konnte. Erst beim 19:19 konnten sich die Gastgeberinnen durch eine Aufschlagserie von Laakkonen mit 19:22 absetzen. In einer dramatischen Endphase des Satzes konnten die Hessinnen diesen Vorsprung wieder egalisieren und ihrerseits selbst beim 23:22 die Führung übernehmen. Diese sollte jedoch nicht lange andauern und beim 24:24 war klar, dass die Verlängerung des Satzes die Entscheidung bringen musste. Letztendlich war es ein Doppelschlag von Kóšová, der die Entscheidung für die Wiesbadenerinnen brachte: 29:27 und damit 1:0-Satzführung.
Ohne personelle Veränderung ging das VCW-Trainerteam in den zweiten Satz, der ähnlich intensiv und spannend startete wie der Satz zuvor. Dieses Mal konnten sich die „Unabhängigen“ allerdings beim 11:8 absetzen und drängten Dirk Groß zum Nehmen der ersten Teamauszeit. Die zweite Teamauszeit musste gleich auf dem Fuße folgen, da auch die nächsten zwei Punkte an den USC gingen. Auf Wiesbadener Seite brachen die eigentlich bis dahin gut gestandene Feldabwehr und Annahme komplett ein und das Team lief sieben Punkten Rückstand hinter her. Auf Seiten des VCW kamen die Außenangreiferinnen Grozer und Fuchs für Bednářová und Großer. Und diese Wechsel zeigten Wirkung. Der Vorsprung verkleinerte sich zusehends. Auch durch die wirkungsvollen Angriffe einer stark aufspielenden Diagonalspielerin Kimberly Drewniok. Zwar reichte es nicht mehr zum Satzgewinn (25:23 für Münster), aber der VC Wiesbaden fand in seiner Aufholjagd wieder den Rhythmus.
Im dritten Satz substituierte VCW-Coach Dirk Groß seine Stammsechs auf einer Position: Außenangreiferin Dora Grozer startete für Tanja Großer. Wieder waren es starke Münsteraner Aufschläge, die den Gästen das Leben schwermachten. Beim frühen 2:6-Rückstand musste Dirk Groß mit einer Teamauszeit seine Taktik justieren. Besser lief es dann nicht: die Fehlerquote blieb hoch. Beim 6:11 kam erneut Sina Fuchs, die für Bednářová eingewechselt wurde. Bis auf weniger als vier Punkte konnte sich der VC Wiesbaden in der Satzmitte nicht heranspielen. Erst in der Crunchtime zeigte die Aufholjagd wieder Erfolg: beim 22:23 zwangen die Hessinnen Gästetrainer Teun Bujis zur Teamauszeit. Trotzdem behielt Münster die Nerven und sicherte sich den Satz mit 23:25.
Wiesbaden veränderte noch einmal seine Startformation und behielt Sina Fuchs auf dem Feld. Wieder war es jedoch die Startphase des Satzes, in der die Gastgeberinnen bereits punktemäßig davonzogen. Bei der ersten technischen Auszeit waren es bereits vier Zähler, wenig später gleich sechs Zähler. Trotz vollem Krafteinsatz gelang in diesem Satz kein rechtzeitiger Turnaround mehr. Auch wenn — einem Déjà-vu aus dem 2. Und 3. Satz gleich —, der VCW den Ausgleich kurz vor den Händen hatte. Mit 25:23 machten die „Unabhängigen“ dann doch noch den Heimsieg perfekt.
Foto:. Detlef Gottwald