Arbeitssieg: Wiesbaden gewinnt in Erfurt mit 3:2
Der VC Wiesbaden hat seine Auswärtspartie in der Volleyball Bundesliga bei Schwarz-Weiß Erfurt mit 3:2 (18:25, 25:11, 21:25, 25:16, 15:12) gewonnen.
Vor 682 Zuschauern in der Riethsporthalle musste das Team von VCW-Chef-Coach Dirk Groß über die volle Match-Distanz gehen, um sich wenigstens zwei Punkte für die Ligatabelle zu sichern.
Nach einem schwachen Auftakt musste sich Wiesbaden buchstäblich in die Partie kämpfen. Während man sich nach Satz eins auch im dritten Durchgang geschlagen geben musste, erarbeitete sich der VCW vor allem im vierten Satz das nötige Selbstvertrauen für den Tie-Break. Unter der Führung von Mannschaftskapitänin Karolina Bednářová – die Tschechin erzielte insgesamt 16 Punkte für ihr Team und wurde nach dem Spiel mit der goldenen MVP-Medaille ausgezeichnet – und unter der lautstarken Anfeuerung von gut 30 mitgereisten VCW-Anhängern gelangen den Wiesbadenerinnen im fünften Durchgang die entscheidenden Punkte.
Nach dem Arbeitssieg in der Fremde bilanzierte Coach Dirk Groß: „Erfurt hat zu Beginn fast fehlerfrei gespielt und uns das Leben sehr schwer gemacht. Da haben wir eine Weile gebraucht, um unser Spiel zu finden. Im vierten Satz konnten wir uns deutlich steigern und haben dank einer Mannschaftsleistung am Ende verdient zwei Punkte gewonnen. Das Spiel hat gezeigt, dass unsere Mannschaft Potenzial hat, aber noch einiges an Zeit braucht, um Stabilität reinzubekommen.“
Am kommenden Samstag trifft der VC Wiesbaden in einem Heimspiel auf den Dresdner SC. Die Partie in der Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit wird um 19 Uhr angepfiffen. „Ich hoffe, dass die Halle dann brechend voll wird“, sagt Dirk Groß abschließend.
Ausführlicher Spielbericht
Dirk Groß veränderte seine Starting-Six gegenüber der letzten Partie auf gleich zwei Positionen. Die ehemalige Erfurterin Selma Hetmann kam für Simona Kóšová ins Spiel und Außenangreiferin Dora Grozer begann für Tanja Großer. Ansonsten startete der VCW mit Jennifer Keddy, Karolina Bednářová, Kimberly Drewniok, Irina Kemmsies und Lisa Stock.
Die Anfangsphase der Partie gehörte den Hausherrinnen. Erfurt ging zunächst mit 4:0 in Führung, sodass Wiesbadens Coach eine Auszeit nahm, um sein Team nochmal neu zu justieren. Trotzdem blieb Erfurt gedankenschneller. Beim Stand von 1:6 griff der VCW erstmals zum Aufschlag. Mit 3:8 aus hessischer Sicht ging es in die erste technische Auszeit. Stabilität wollte sich für die Wiesbadener jedoch auch in der Folge nicht einstellen. Zur zweiten technischen Auszeit betrug der Rückstand bereits zehn Punkte. Ein druckvoller Erfurter Aufschlag und eine zu hohe Eigenfehlerquote auf Seiten des VC Wiesbaden verhinderten, dass der Durchgang noch ins Positive gedreht werden konnte. Der Satz endete mit 25:18 für die Thüringer.
Anderes Bild dann in Satz zwei. Plötzlich war es der VCW, der hellwach war und den Ton angab. Die Block- und Angriffsaktionen wollten auf einmal gelingen, Erfurt kam nicht in den Durchgang. 8:3 lautete die Führung der Hessinnen zur ersten technischen Auszeit. Die Gäste versuchten vor allem mit einem druckvollen Aufschlagspiel zum Erfolg zu kommen. Dies gelang jedoch so richtig erst mit einer wahren Aufschlagserie von Mittelblockerin Selma Hetmann. Dank dieser lag der VCW zur zweiten technischen Auszeit mit 16:7 in Front. Angefeuert von den gut 30 mitgereisten Fans, ließ sich Wiesbaden den Satz nun nicht mehr nehmen. Erfurt hatte mit dem hessischen Service seine liebe Not und verlor den Durchgang deutlich mit 25:11.
Im dritten Satz sahen die 682 Zuschauer in der Erfurter Riethsporthalle nur eine mittelklassige Partie. Beide Teams kamen wechselseitig zum Punkterfolg und profitierten hierbei oft von den Fehlern ihres Gegenübers. 8:5 lautete der zwischenzeitliche kleine Vorteil für die Gastgeberinnen. Der Vorsprung für Erfurt hatte auch zur zweiten technischen Auszeit noch Bestand (16:13). Erst jetzt kam ein Hauch von Spannung auf. Die Wiesbadenerinnen waren vor allem immer dann erfolgreich, wenn sie erstes Tempo durch die Mitte oder über Kopf spielten. Bis zum Beginn der Crunch-time (20:17 für Erfurt) konnte das Pendel des Satzerfolgs jederzeit in die eine oder andere Richtung ausschlagen. Es war vor allem Erfurts erfolgreichste Angreiferin Erika Andreina Mercado Chavez (insgesamt 22 Punkte), die den Hessinnen immer wieder Kopfzerbrechen bereitete. Nicht nur deshalb hatten die Thüringer beim Stand von 24:21 ihren ersten Satzball, dem der VCW nichts mehr entgegen zu setzen hatte.
Im vierten Durchgang war den Wiesbadenerinnen deutlich anzumerken, dass sie sich nicht geschlagen geben wollten. Allein die Präzision in den Aktionen fehlte bisweilen, weshalb die Gastgeberinnen zunächst beim Stand von 8:6 wieder die Oberhand behielten. VCW-Coach Groß klatschte sein Team immer wieder antreibend nach vorne. Lohn der Mühen war der zwischenzeitliche 9:9-Ausgleich. Die Partie war nun völlig offen. Wiesbadens Kapitänin Karolina Bednářová brachte ihre Mannschaft mit einem Ass in Führung. Und ihre Serie ging weiter: Ein Diagonalangriff von der eingewechselten Annalena Mach wickelte sich gerade noch um die Netzkante und schon lag der VCW mit 15:11 in Front. Jetzt nahm der VC Wiesbaden sein Kämpferherz in die Hand und lieferte sich mit Erfurt teils spektakuläre Ballwechsel – oftmals mit dem besseren Ende für die Hessinnen. Der VCW punktete nun unaufhaltsam weiter und zog auf 24:14 davon. 25:16 lautete das Endergebnis des vierten Satzes.
So musste der Sieger der Partie also im Tie-Break ermittelt werden. Und hier erwischte Wiesbaden den besseren Start. Binnen kurzer Zeit führte der VCW mit 4:1. Nun wollten auch beinahe alle Blockaktionen bei den Gästen klappen. Doch plötzlich schlich sich erneut Unsicherheit ins Spiel der Wiesbadenerinnen. Dirk Groß nahm die Auszeit, gab nochmal wichtige taktische Anweisungen und der VCW machte anschließend den Punkt. Unter den lautstarken Anfeuerungsrufen der Gästefans gelang Selma Hetmann noch ein Ass, bevor Erfurt wieder zu dreimaligem Erfolg kam. Doch die Hessinnen steckten nicht auf und starteten erneut bei Aufschlag Irina Kemmsies eine kleine Serie. Mit 13:9 hatte der VCW nun alle Vorteile auf seiner Seite. Trotzdem kam Schwarz-Weiß nochmal auf 13:11 heran bevor sich Wiesbaden drei Matchbälle und schließlich den Auswärtssieg erarbeitete.
Foto: Detlef Gottwald