VCW verliert Playoff-Krimi Teil 1: 2:3-Niederlage in Potsdam
Es war der erwartet spannende Schlagabtausch: Die Volleyballerinnen des VC Wiesbaden sind am Samstagabend mit einer Niederlage ins Playoff-Viertelfinale der Volleyball Bundesliga gestartet. Gegen den SC Potsdam verloren die Hessinnen nach eigener 2:0-Führung noch mit 2:3 (25:14, 25:21, 23:25, 19:25, 13:15).
1.789 Zuschauer sahen einen wahren Volleyball-Krimi, bei dem die Brandenburgerinnen das Happy End auf ihrer Seite hatten. Der VCW muss sein nun folgendes Playoff-Heimspiel am kommenden Dienstag, dem 21. März, um 19 Uhr vor eigenem Publikum gegen Potsdam unbedingt gewinnen, um noch Chancen aufs Halbfinale zu haben.
Wiesbaden zeigte sich zu Beginn der Partie von seiner besten Seite. Das Team von Chef-Coach Dirk Groß war optimal auf Potsdam eingestellt und agierte in allen Spielelemente sehr souverän. Besonders der Aufschlag und der Block, aber auch die Schnellangriffe durch die Mitte zeigten Wirkung bei den nervös beginnenden Potsdamerinnen. Deshalb war der Gewinn der ersten beiden Durchgänge für den VC Wiesbaden mehr als verdient.
Doch dann verlor der VCW seine spielerische Linie, machte zu viele Eigenfehler und verhalf so dem SCP mit zunehmender Dauer in die Partie. Am Ende fehlte Wiesbaden die Frische, um wenigstens im Tie-Break noch den Lucky Punch gegen die dann kämpfenden Gastgeberinnen zu setzen.
„Uns war klar, dass das heute ein enges Spiel wird“, erklärte ein sehr aufgeräumt wirkender Chef-Coach Dirk Groß nach dem Spiel. „Wir haben heute nicht verloren, weil Potsdam so stark war, sondern weil wir ab dem dritten Satz zu viele Eigenfehler gemacht haben.“ Nach einem sehr guten Beginn habe seine Mannschaft zu oft die falsche Entscheidung getroffen.
Ins gleiche Horn stieß auch VCW-Außenangreiferin Karolina Bednářová: „Wir sind aggressiv gestartet, aber im dritten Satz ist uns die Energie verloren gegangen“, war die Tschechin doch ziemlich frustriert. „An der Einstellung“, so Bednářová, „hat es jedenfalls nicht gelegen.“
Auch VCW-Chef-Coach Dirk Groß wollte nach dem Spiel das Positive sehen: „Wir sind viel selbstbewusster aufgetreten als unser Gegner. Das war ebenso unser Ziel, wie Potsdam mit guten Aufschlägen unter Druck zu setzen. Das hast auch geklappt“, so der Diplom-Trainer. Nun gelte es, den Blick auf Dienstagabend zu richten: „Natürlich ist der Druck jetzt da, aber wir dürfen auch nicht verkrampfen, denn mit unserem Publikum im Rücken haben wir immer gut gespielt.“
Ausführlicher Spielbericht:
Das erste Playoff-Viertelfinale begann der VCW mit folgender Starting-Six: Tanja Großer und Karolina Bednářová im Außenangriff, Molly McCage und Simona Kóšová im Mittelblock, Delainey Aigner-Swesey im Diagonalangriff, Irina Kemmsies im Zuspiel und Alyssa Longo auf der Libero-Position.
Die Anfangsphase der Partie gehörte dem VCW. Potsdam agierte vor dem eigenen lautstarken Publikum sichtlich nervös und hatte vor allem in der Annahme Probleme. Wiesbaden nutzte dies gnadenlos aus und ging mit 8:3 zur ersten technischen Auszeit in Führung. Die Aufschlagserie von Delainey Aigner-Swesey – die US-Amerikanerin sollte in der gesamten Partie bemerkenswerte 24 Mal zum Service gehen – wollte gar kein Ende nehmen, sodass SCP-Coach Davide Carli bei 10:3 eine taktische Auszeit zog und bei 12:3 auch seine Zuspielerin auswechselte. Der Erfolg dieser Maßnahmen blieb allerdings zunächst aus. Die Brandenburgerinnen bekamen die Aufschläge Aigner-Sweseys einfach nicht in den Griff. Die zu lang geratenen Annahmen blockte der VCW einfach weg. Erst beim Stand von 15:3 gelangen Potsdam mal wieder drei Punkte am Stück. 16:6 lautete es aus Sicht der Hessinnen zur zweiten technischen Auszeit. Wiesbaden ließ es nun etwas ruhiger angehen, sodass der SCP zu vereinzelten Erfolgen kam. Mit 20:11 für den VCW ging es in die Crunch-time des ersten Satzes. Und in der machten die Wiesbadenerinnen endgültig den Sack zu: Karolina Bednářová verwandelte mit einem platzierten Angriffsschlag den verdienten Satzball zum 25:14.
Der zweite Durchgang begann abwechslungsreich. Eigenfehler hüben wie drüben bestimmten das Bild. Entsprechend knapp ging es auf der Anzeigetafel zu. 8:6 lautete der knappe Vorsprung für die Hessinnen, bevor der VCW erneut die Aufschlagrakete zündete und binnen kurzer Zeit auf 12:8 davon zog. Wiesbaden agierte clever, zwang die Gastgeberinnen immer wieder zu eigenen Ungenauigkeiten und schloss dann selbst eiskalt ab. Potsdam brachte nun auch den eigenen Aufschlag nicht mehr über das Netz. 16:12 für den VCW hieß es zur zweiten technischen Auszeit, 20:14 zum Beginn der Crunch-time. Den Wiesbadenerinnen gelang nun fast alles, das Team spielte variabel im Angriff und agierte souverän im Block. Und wenn Potsdam doch mal durch die Deckung kam, stand die hessische Abwehr sicher. Den fälligen Satzpunkt erzielte der VCW nach einem kurzen Potsdamer Aufbäumen Tanja Großer mit einem Blockabpraller zum 25:21.
Es lag allerdings in der Luft, dass es so einfach nicht weitergehen würde. Zu Beginn des dritten Satzes nahm Wiesbaden ein wenig den Fuß vom Gas, sodass die Brandenburgerinnen mehr Spielanteile bekamen. Doch der VCW ließ den SCP zunächst nicht davonziehen. So hatte das Team von Dirk Groß zur ersten technischen Auszeit die Nase mit 8:7 vorne. Es entwickelte sich nun ein durchaus unterhaltsames Volleyballspiel mit längeren Ballwechseln – und leichten Vorteilen für Potsdam. Die Gastgeberinnen erspielten sich folgerichtig eine 16:14-Führung. VCW-Coach Dirk Groß griff in Form einer taktischen Auszeit nochmal ins Spielgeschehen ein und präparierte sein Team für eine dramatische Schlussphase. Als besonders effektiv im Wiesbadener Spiel zeigten sich in dieser Situation die über Molly McCage und Simona Košova vorgetragenen Schnellangriffe durch die Mitte. Aber auch die konnten nicht verhindern, dass der VC Wiesbaden zum Satzende hin einem Vier-Punkte-Rückstand hinterher lief. Die Eigenfehlerquote bei den Hessinnen war nun einfach zu hoch. 23:19 für Potsdam leuchtete es zwischenzeitlich auf der Anzeigetafel. Der nun einsetzende Schlussspurt des VCW kam jedoch zu spät.
Im vierten Durchgang waren es die Hessinnen, die den schlechteren Start erwischten und so den Gegner stark machten. Beim Stand von 1:5 aus VCW-Sicht war der Glaube zu den Potsdamerinnen zurückgekehrt. Auch wenn Wiesbaden nicht aufgab und sich auf 7:8 herankämpfte: Nach der technischen Auszeit gab erneut der SCP den Ton an, sodass Dirk Groß reagieren musste. Er brachte Annalena Mach auf der Diagonalposition und Dora Grozer für Tanja Großer im Außenangriff. Da stand es bereits 12:7 für Potsdam. Und die Gastgeberinnen hatten nun gehörig Oberwasser, zogen auf 15:8 davon. Der VCW konnte zwar zwischenzeitlich auf 16:11 verkürzen, lief aber immer noch einem deutlichen Rückstand hinterher. Auch die lautstarke Unterstützung der mitgereisten VCW-Fans brachte dem Team aus Hessen nicht die nötige Ruhe. Die Brandenburgerinnen waren nun das bessere Team und hatten bei 20:15 alle Trümpfe des vierten Satzes in der Hand und retteten den Vorsprung ins Ziel (25:19).
Diesmal musste der VCW die Erfahrung machen, nach einer eigenen 2:0-Führung noch in den alles entscheidenden Tie-Break zu müssen. Die Partie entwickelte sich zum wahren Krimi. Beide Teams machten gleichsam Punkte wie Eigenfehler. Der VCW hatte zum Seitenwechsel hauchdünn die Nase vorn (8:6). Während man es im vierten Satz noch häufiger durch die Mitte versuchte, punktete auf Seiten der Hessinnen nun auch endlich der Außenangriff wieder. Allerdings ließen zwei zu lang geschlagene Wiesbadener Angriffe Potsdam wieder ausgleichen. Schnellangriff VCW (9:9), Aufschlagfehler VCW (9:10), zu langer Angriff SCP (10:10) waren die nachfolgenden Ballwechsel. Und so ging es weiter: Potsdam legte vor, Wiesbaden glich aus. Doch dann hatten die Brandenburgerinnen bei 12:14 aus VCW-Sicht zwei Matchbälle. Während die Hessinnen den ersten noch abwehren konnten, waren sie beim zweiten Matchball machtlos.
Der SCP krönte seine Aufholjagd mit einem Heimsieg. Der VCW ist nun am 21. März vor eigenem Publikum gefordert: Das Team von Dirk Groß muss dann gegen Potsdam gewinnen, um ins entscheidende dritte Spiel im Kampf ums Playoff-Halbfinale einzuziehen.