Zweiter Coup in vier Tagen: VCW gewinnt gegen Schwerin
Den Bundesliga-Volleyballerinnen des VC Wiesbaden gelang am Mittwochabend erneut eine große Überraschung: Gegen den aktuellen Tabellenführer und Meisterschaftsfavoriten SSC Palmberg Schwerin erarbeiteten sich die Hessinnen vor 1.700 Zuschauern in der Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit einen 3:2-Erfolg (19:25, 13:25, 25:19, 27:25, 15:12) – nach einem 0:2-Rückstand.
Die Mannschaft von VCW-Chef-Coach Dirk Groß feierte somit auch im zweiten Spitzenspiel gegen einen Meisterschaftsfavoriten binnen vier Tagen. einen Erfolg. Die Wiesbadenerinnen sind damit seit nunmehr vier Heimspielen in Folge ungeschlagen.
Dabei sah es zunächst lange Zeit gar nicht so aus, als könnte der VC Wiesbaden an die gute Leistung vom vergangenen Sonntag gegen DVV-Pokalsieger Allianz MTV Stuttgart anknüpfen. In den ersten beiden Sätzen der Partie lief beim VCW gar nichts zusammen. Folgerichtig gingen beide Durchgänge für die Wiesbadenerinnen verloren. Nach der 10-Minuten-Pause wendete sich jedoch das Blatt. Der VCW drehte völlig auf und Zwang den SSC immer wieder in spektakuläre Ballwechsel – meist mit dem glücklicheren Ende für die Hessinnen. Nach 120 Minuten verwandelte schließlich Wiesbadens Zuspielerin Irina Kemmsies den entscheidenden Matchball zum 3:2 Endstand.
„Nach dem zweiten verlorenen Satz hatten wir in der 10-Minuten-Pause Gelegenheit, an kleinen Stellschrauben zu drehen – und das hat funktioniert“, erklärte VCW-Chef-Coach Dirk Groß nach dem Spiel. „Emotional mussten wir nichts ändern. Die Mädels waren gut drauf und das Publikum hat uns gepusht ohne Ende.“
Auch Außenangreiferin Tanja Großer hat mit einer stabilen Leistung in allen Spielelementen zum Erfolg beigetragen. Entsprechend zufrieden war sie mit dem Endergebnis: „Im Tie-Break waren wir besser in der Annahme und haben mit Schnellangriffen gepunktet. Wir haben unsere Chancen genutzt und bis zum Schluss gekämpft.“
Der VCW konnte somit aus dem Heimspiel-Marathon von drei Spielen in sechs Tagen sieben von möglichen neun Punkten mitnehmen, darunter gegen Liga-Schwergewichte wie Schwerin und Stuttgart. Jeder Zähler hilft den Hessinnen im Kampf um die direkte Playoff-Qualifikation. Das Erreichen des sechsten Tabellenplatzes nach Abschluss der Hauptrunde ist das erklärte Saisonziel der Hessinnen. Am kommenden Sonntag reist der VCW zum USC Münster und somit zu einem direkten Konkurrenten im Kampf um die Playoffs. Anpfiff der Partie am Berg Fidel ist um 14:30 Uhr.
Ausführlicher Bericht:
Wiesbadens Chef-Coach Dirk Groß startete mit Irina Kemmsies im Zuspiel, Annalena Mach im Diagonalangriff, Molly McCage und Simona Kóšová im Mittelblock sowie mit Tanja Großer und Karolina Bednářová im Außenangriff ins Match gegen den Tabellenführer. Verzichten musste Groß auf Zuspielerin Lia-Tabea Mertens (Fußverletzung) und Außenangreiferin Dora Grozer (Grippe).
Die Gastgeberinnen fanden gut in die Partie (5:5), doch im weiteren Satzverlauf zeigte sich zunehmend die Stärke des Teams aus Schwerin. Durch eine schnelle und variable Passverteilung fanden die Gäste immer wieder die Lücke im Block des VCW. Dirk Groß nahm seine zweite Auszeit bereits beim Stand von 11:17, konnte den Satzverlust aber nicht mehr verhindern (19:25).
In Satz zwei gelang es Schwerin früh, sich abzusetzen. Das Team um Trainer Felix Koslowski, der auch die deutsche Volleyball-Nationalmannschaft der Frauen trainiert, glänzte mit erfolgreichen Blockaktionen. Der VCW ging mit nur einem Punkt in die erste technische Auszeit (1:8). In diesem Durchgang fanden die Wiesbadenerinnen keine Mittel gegen die beinahe fehlerlos agierenden Gäste und mussten sich schließlich mit 13:25 geschlagen geben.
Im dritten Satz zeigte sich dann ein komplett anderes Bild. Der VCW kam mit viel Leidenschaft aus der Kabine. Erst punktete die gesundheitlich angeschlagene Irina Kemmsies mit zwei starken Aufschlägen, dann entschied das Team einen umkämpften Ballwechsel für sich (3:1). Damit war der Grundstein zur Aufholjagd gelegt. Die Wiesbadenerinnen steigerten sich zu ihrer Höchstform und plötzlich klappte nahezu alles (16:8). Erst beim 22:12 meldete sich Schwerin zurück und punktete sechsmal in Folge (22:18). Dann gelang es der zu Satzbeginn eingewechselten Delainey Aigner-Swesey im Diagonalangriff, zwei wichtige Punkte zu erzielen. Ein Aufschlagfehler Schwerins besiegelte den Satzgewinn (25:19).
Auch im vierten Durchgang spielten die Wiesbadenerinnen weiter ihr bestes Volleyball. Bis zum 7:1 waren es Tanja Großer im Angriff und Simona Kóšová am Aufschlag, die für den VCW punkteten. Bis zur ersten technischen Auszeit arbeitete sich Schwerin bis auf zwei Zähler heran (8:6). Der VCW, unterstützt von mehr als 1.700 begeisterten Zuschauern, hielt den knappen Vorsprung bis zum 24:22 Dann zog das erfahrene Team aus Norddeutschland gleich und der Satz ging in die spannende Verlängerung. Wiesbaden zeigte jedoch Nervenstärke und sicherte sich auch den vierten Satz mit 27:25 Punkten.
Im alles entscheidenden fünften Durchgang boten beide Teams teils spektakuläre Rettungsaktionen in der Feldabwehr sowie viel Power im Angriff (8:7). Mehrere Aufschlagfehler auf beiden Seiten ließen nun doch Nervosität erahnen. Nach dem Seitenwechsel erspielte sich der VCW ein Polster von drei Punkten (12:9), doch Schwerin gab sich nicht geschlagen (13:12). Nach einer Auszeit von Wiesbadens Chef-Coach Dirk Groß ließ der VCW keinen weiteren Punkt des Gegners zu. Schließlich verwandelte Irina Kemmsies mit einer Zuspielfinte den wichtigen Matchball zum 15:12. Kemmsies war es auch, die nach Spielende mit der MVP-Goldmedaille als beste Spielerin ausgezeichnet.
Foto: Oliver Senger