VC Wiesbaden unterliegt Suhl nach schwacher Leistung mit 0:3
Am gestrigen Mittwochabend haben die Bundesliga-Volleyballerinnen des VC Wiesbaden eine deutliche Niederlage kassiert: Nach der schwächsten Saisonleistung unterlagen die Hessinnen in der Volleyball Bundesliga dem VfB Suhl LOTTO Thüringen mit 0:3 (20:25, 24:26, 22:25). Bereits am kommenden Sonntag gibt es die Chance auf Wiedergutmachung. Dann schlägt der VCW um 16 Uhr bei Konkurrent Ladies in Black Aachen auf.
Ausführlicher Spielbericht:
Die Botschaft klingt vielversprechend. „Erlebe, was wir lieben!“ Mit diesem Spruch lädt der VC Wiesbaden seine Fans ein, bei Heimspielen am unvergleichlichen Gefühl vom Kampf, Leidenschaft und Freude am Volleyball teilzuhaben. Zum Auftakt der Rückrunde gegen den VfB Suhl LOTTO Thüringen aber konnte von einer Liebe des VCW zum Volleyball keine Rede sein. Fast 1.600 Zuschauer waren in die Halle am Platz der Deutschen Einheit geströmt, um eine Woche nach dem Auswärtssieg beim SSC Palmberg Schwerin den Jahresaufgalopp gegen die Thüringerinnen zu erleben. Kurz gesagt: Die Zuneigung der Fans zu ihrem VCW wurde von der Mannschaft auf dem Feld nicht erwidert. Das 0:3 war das Ergebnis eines desolaten Auftritts des Tabellen-Fünften gegen den bis dahin Tabellen-Zehnten. „Wir haben heute unsere schlechteste Saisonleistung gezeigt“, sagte VCW-Trainer Dirk Groß. „Keiner meiner Spielerinnen hat heute Normalform erreicht. Wir waren heute in allen Bereichen unterlegen. Deshalb hat Suhl auch völlig verdient gewonnen.“ Eine Analyse, der an diesem Abend keiner widersprechen wollte.
Es bedurfte auch keines Studiums der Statistiken. Mit bloßem Auge war zu erkennen, was sich auf dem Spielfeld darbot. Hier der VCW, der mit einer zum Schwerin-Spiel auf zwei Positionen veränderten Startformation antrat: Molly McCage, Tanja Großer (für Eliza Hynes), Libera Alyssa Longo, Irina Kemmsies, Simona Kóšová (für Eszter Nagy), Karolina Bednářová und Delainey Aigner-Swesey. Dort, der VfB Suhl LOTTO Thüringen, der seit dem 5. November kein Spiel mehr gewonnen hatte und in diesem Zeitraum gerademal ein Pünktchen hatte gewinnen können. Die Suhlerinnen traten in Hessen zudem ohne die verletzte Mittelblockerin Veronika Hrončeková ein. Gerade vor der Slowakin und ihrer Aufschlagsstärke hatte der VCW zuvor großen Respekt bekundet. Doch auch ohne ihr Aufschlag-Ass bereitete der VfB dem Gastgeber von Beginn an Kopfzerbrechen. Die Bälle flogen der VCW-Annahme nur so um die Ohren. Kaum eine Annahme fand einen verwertbaren Weg zum Zuspiel. „Die Einstellung hat gestimmt und wir haben auch gekämpft. Wir waren aber nicht aggressiv genug, überhaupt nicht konsequent“, sagte VCW-Außenangreiferin Tanja Großer nach der Partie. Kampf und Einstellung mögen vorhanden gewesen sein. Warum jede einzelne Spielerin ihr Potenzial nicht im Ansatz abrufen konnte und der VCW als Team nur Stückwerk blieb, das sollte Trainer Dirk Groß analysieren. „Wir sind nur hinterhergerannt“, musste der Wiesbadener Übungsleiter eingestehen.
Von Beginn an setzte der VfB den Gastgeber unter Druck. Die Aufschläge der Thüringerinnen waren eine Waffe. Die Feldabwehr von Libera Miroslava Lauerova sehr entschlossen. Mit bald 39 Jahren zeigte die Tschechin auf solide Art und Weise, dass Alter nicht vor Leistung schützt. So zog Suhl im Auftaktdurchgang in Front, gab die Führung nicht mehr aus der Hand und Mannschaftsführerin Claudia Steger verwandelte den ersten Satzball zum Gewinn von Durchgang eins. Passenderweise mit einem Aufschlag. In Durchgang zwei dasselbe Bild. Tanja Großer hatte im Außenangriff Eliza Hynes weichen müssen und Lia-Tabea Mertens agierte ab Mitte des Durchgangs für Kemmsies im Zuspiel. Zwar gestalteten die Gastgeberinnen das Spiel jetzt etwas ausgeglichener, kamen beim 11:11, 22:22 und 24:24 auch zum Punktegleichstand. Aber wieder hatte das einfache und solide Spiel der Gäste das bessere Ende für sich.
Auch der dritte Satz brachte aus Sicht des VCW keine Wende. Zwar begann der VCW den Durchgang wieder mit seiner Startformation. Doch beim 8:16-Rückstand zeichnete sich die Niederlage ab. Die Zuschauer aber, die zeigten, dass ihre Liebe zum Team nicht erkaltet war. „Jetzt geht’s los“, feuerten die knapp 1.600 Fans ihre Mannschaft an, als diese sich über 14:16 und 20:22 nochmals herangekämpft hatte.
Beeindruckend die Stimmung und die Atmosphäre in der Halle. An diesem Abend aber konnte der VCW die Zuneigung seiner Fans nicht erwidern. Am Ende einer Begegnung voller fahriger Aktionen und unzähliger Nachlässigkeiten auf Seiten des VCW blockte Suhls Beth Carey die letzte Angriffsaktion der Gastgeber: 22:25. So blieb von dieser aus Sicht des VCW ganz schwachen Vorstellung nur die Bewunderung für ein Publikum, das der jungen Mannschaft diesen gebrauchten Abend verzieh und durch seine Unterstützung zeigte, dass es nichts von seiner Zuneigung für die Mannschaft eingebüßt hatte.
„Am Sonntag in Aachen werden wir uns durchbeißen müssen. Da müssen wir unter Stress die richtigen Entscheidungen treffen, Moral beweisen und als Team eine geschlossene Leistung zeigen“, blickt Trainer Dirk Groß voraus. Gegen Suhl war das nicht der Fall, weshalb der Kampf um die direkte Qualifikation für die Playoffs spannender werden dürfte, als es dem VCW lieb sein kann. Aber, wenn das Team seine Fans wieder Erleben lassen kann, was die Spielerinnen lieben, schnellen, variantenreichen Volleyball voller Leidenschaft, dann ist der VC Wiesbaden in Aachen auch nicht chancenlos.
Foto: Detlef Gottwald