Wiesbaden steht im Europapokal-Viertelfinale!
Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte stehen die Bundesliga-Volleyballerinnen des VC Wiesbaden im Viertelfinale eines internationalen Wettbewerbs. Die Wiesbadenerinnen konnten ihr von ESWE Versorgung präsentiertes Europapokal-Rückspiel am Mittwochabend gegen die Roten Raben Vilsbiburg mit 3:2 (18:25, 25:18, 25:15, 22:25, 15:12) gewinnen und damit in die Runde der letzten Acht im CEV Challenge Cup einziehen. Dieser Erfolg wurde in der hessischen Landeshauptstadt vor begeisterten 1.425 Zuschauern ausgiebig gefeiert.
„Jetzt trink ich erstmal einen Schnaps“, bekundete ein freudiger aber sichtlich mitgenommener VCW-Chef-Coach Dirk Groß nach der Partie. Er sah zwar kein gutes, aber jederzeit spannendes Achterbahn-Spiel. Und in der Tat sah es von Anfang danach aus, als würde dieser Volleyballabend kein leichter für Wiesbadens Top-Volleyballerinnen werden. Gleich im ersten Satz hatten die Roten Raben sich einiges vorgenommen. Sie dominierten diesen Durchgang. Beim VCW, bei dem zunächst Iveta Halbichová für die immer noch leicht angeschlagene Kaisa Alanko Regie führte, hatte man dem guten Angriffsspiel der Gäste wenig entgegen zu setzen. Vor allem die Vilsbiburgerin Srna Markovic konnte insgesamt sechs Punkte im ersten Satz erzielen. Beim VCW zeigte sich Mittelblockerin Jennifer Pettke (5 Punkte) als effizienteste Punktesammlerin im ersten Durchgang. Die aufgrund einiger Verletzungen geschwächten Raben übernahmen von Anfang die Führung und brachten diese konsequent zum Ende. 18:25 lautete dann das Satzergebnis.
„Wir waren sehr nervös und ziemlich angespannt. Der Druck war tierisch“, analysierte Groß und gab seinem Team nach dem Seitenwechsel einige motivierende Worte mit auf den Weg. Das sollte sich auszahlen, denn im zweiten Satz war der VCW dann besser im Spiel. Vor allem die von Dirk Groß geforderten druckvollen Aufschläge seines Teams kamen nun besser zur Geltung und machten den Raben das Leben schwer. Mit 20:15 für die Wiesbadnerinnen ging es in die Schlussphase des Durchgangs, den der VCW schlussendlich mit einem Ass von Jennifer Pettke mit 25:18 für sich entscheiden konnte.
Im dritten Satz ging der VC Wiesbaden gleich mit Vollgas zu Werke. Der VCW war nun vollends Herr im eigenen Haus, sodass es mit einem deutlichen 16:7 in die zweite technische Auszeit ging. In dieser Phase war den stets kämpferisch agierenden Gästen aus Vilsbiburg anzumerken, dass diese zuletzt einige anstrengende Fünf-Satz-Spiele in den Knochen hatten. Auch wenn die Raben gegen Ende des dritten Satzes wieder ein bisschen Boden gut machen konnten, weil die Wiesbadenerinnen ihrerseits etwas Druck rausnahmen, ließ der VCW nichts mehr anbrennen: Wieder war es Jennifer Pettke, die mit einem Blockpunkt den Satzball verwandelte. So endete der dritte Durchgang verdient deutlich mit 25:15 für den VCW.
Im vierten Satz dann zeigten die Gäste aus Vilsbiburg, warum man bis zum Schluss Respekt vor ihnen haben sollte. Zu keinem Zeitpunkt des Spiels steckte das Team aus Bayern auf und zeigte stets eine kämpferische Leistung. Während der VCW zur ersten technischen Auszeit noch mit 8:5 führte, verlor das Team um Kapitänin Esther van Berkel nun ein wenig die Linie und das nötige Selbstvertrauen. Am Ende des Durchgangs entwickelte sich ein wahrer Krimi: 20:20, 21:21, 21:24, 22:24, 22:25 – so lautete dann das Ergebnis des Satzes, den Vilsbiburg somit für sich entscheiden konnte.
Und wieder musste – wie zuvor im Hinspiel – auch diesmal ein Tie-Break die Entscheidung bringen. In diesen startete der VCW zunächst gut und mit Kaisa Alanko im Zuspiel. Mit einer druckvollen Aufschlagserie von Rebecca Schäperklaus konnte man sich eine 4:1-Führung erarbeiten, bevor Vilsbiburg die erste Auszeit nahm und schließlich auf 4:3 verkürzte. Angefeuert von den lautstarken Zuschauern steckte Wiesbaden jedoch nicht auf und spielte sich mit einer 8:4-Führung in den Seitenwechsel. Die Spannung war nun mit den Händen zu greifen. Ein Aufschlagfehler der tapfer kämpfenden Raben leitete die Schlussphase der Partie ein, in der VCW-Chef-Coach Dirk Groß das Publikum zum Aufstehen aufforderte. Und die Fans folgten ihm. Mit 14:7 hatte der VCW schließlich sieben Matchbälle, von denen man jedoch fünf in Folge vergab und erst beim 15:12 zum alles erlösenden Schlussjubel übergehen konnte.
„Ich bin fix und fertig, es war sehr anstrengend heute“, sagte ein sichtlich aufgekratzter VCW-Chef-Coach nach dem Abklatschen mit den Fans. „Es hat lange gedauert, bis wir ins Spiel gefunden haben. Dafür umso mehr Respekt für die tolle Mannschaftsleistung. Wenn wir heute nicht so gut als Team aufgetreten wären, hätten wir es nicht geschafft, Vilsbiburg zu schlagen.“ Und er schiebt nach: „Wer hätte das gedacht, dass es der VCW schafft, soweit im Europapokal zu kommen, das ist einfach super!“ Auch das Publikum habe großen Anteil am Erfolg, so Dirk Groß weiter. Gerade als man im Tie-Break trotz siebenfachen Matchballs nochmal nervös geworden sei, sei die Unterstützung von den Rängen wichtig gewesen.
Gäste-Coach Jonas Kronseder war nach dem Spiel zwar enttäuscht, aber auch er lobte sein Team für das mitreißende Spiel: „Meine Mannschaft hat sich heute sehr gut präsentiert. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir einige verletzte oder kranke Spielerinnen haben. Es waren Kleinigkeiten, die heute das Spiel entschieden haben.“ „Es war ein harter Kampf“, bilanzierte auch VCW-Außenangreiferin Tanja Großer zum Ende eines wieder mal spannenden Volleyballabends. Die 23-Jährige hatte mit 20 erzielten Punkten erneut großen Anteil am letztendlichen Erfolg der Wiesbadenerinnen. Großer: „Jetzt freuen wir uns auf den nächsten Gegner.“ Und dieser kommt aus Rumänien: C.S.M. Bucuresti konnte zunächst sein Europapokal-Rückspiel zu Hause gegen Olympiacos Piraeus mit 3:1 gewinnen und schließlich den „Golden Set“ für sich entscheiden.
Das Europapokal-Viertelfinale im CEV Challenge Cup beginnt nun mit einem Hinspiel am 9. oder 10. Februar in der Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit, bevor es für den VCW zwei Wochen später in die rumänische Hauptstadt geht. Für den VC Wiesbaden bleibt jedoch nicht viel Zeit zum Feiern. Bereits am kommenden Samstag ist VT Aurubis Hamburg in der hessischen Landeshauptstadt zu Gast. Dann geht es wieder um wichtige Bundesliga-Punkte. Den Schnaps, so hörte man, soll Dirk Groß jedoch noch bekommen haben. Auf den Europapokal – Prost!