VC Wiesbaden bietet jedem Trainer eine tolle Perspektive
Sportdirektorin Nicole Fetting will neuen Chefcoach bald präsentieren / Volleyball-Erstligist gut aufgestellt für kommende Aufgaben
VCW-Vorstandsmitglied für Öffentlichkeitsarbeit Till Pörner führte ein Interview mit VCW-Sportdirektorin Nicole Fetting
Wiesbaden - Volleyball-Bundesligist VC Wiesbaden hat eine bewegte Zeit hinter sich. Platz drei in der Meisterschaft, Startzusage im internationalen Wettbewerb und dann der Abgang von Trainer Andreas Vollmer. Sportdirektorin Nicole Fetting erklärt, welche Prioritäten der VCW bei der Trainersuche setzt und warum der Weggang von Vollmer intern kein Beben verursacht hat. Vielmehr blickt der VCW voller Optimismus und mit Perspektive in die Zukunft.
Frage: Frau Fetting, wie weit ist der VCW bei der Suche nach einem neuen Trainer?
Fetting: Wir haben bereits gegen Ende der vergangenen Woche aus der Longlist von über 30 Kandidaten eine Shortlist erstellt. Auf dieser standen noch vier, fünf Namen, mit denen wir uns ernsthaft und intensiv beschäftigt haben. Über Pfingsten gab es dann sehr viel versprechende Gespräche mit verschiedenen Kandidaten. Dabei haben wir dezidiert unsere Vorstellungen dargelegt und aufgezeigt, welche Pläne der VCW verfolgt und was wir von einem Cheftrainer erwarten.
Frage: Wer war an diesen Gesprächen denn beteiligt?
Fetting: Wenn ich sage wir, dann meine ich in erster Linie Geschäftsführer Günter Higelin, Chef-Scout Detlev Schönberg und meine Person. Detlev Schönberg etwa ist als A-Lizenz-Inhaber und Trainer der Nationalmannschaft Luxemburgs überaus gut vernetzt und ein anerkannter Fachmann. Zusammen konnten wir die entscheidenden Kriterien erarbeiten und die Kandidatensuche präzisieren.
Frage: Wann wird der VCW denn das Ergebnis dieser Suche präsentieren?
Fetting: Ich denke, es wird eher eine Frage von Tagen sein, dann werden wir den neuen Cheftrainer vorstellen. Dabei legen wir Wert darauf, dass der neue Mann oder die neue Frau teamfähig ist und die Verzahnung zwischen unserem Nachwuchs und unserer Bundesligamannschaft konsequent anpackt. Auch sollte er Verantwortung für den VCW als Ganzes wahrnehmen und nicht nur seine Prämissen in den Mittelpunkt der Arbeit stellen. Man spürt in den Gesprächen schnell, wer zu unserer Philosophie passt und wer in Wiesbaden eine Chance beim Schopf packen möchte.
Frage: Eine Perspektive, die Andreas Vollmer offenbar nicht mehr reizte?
Fetting: Der VCW blickt nach vorn und weiß, was er zu bieten hat: Wir spielen im Schnitt vor über 1.500 Zuschauern. Das heißt, wir haben unseren Zuschauerzuspruch innerhalb nur einer Saison um 600 Fans steigern können. Das ist eine tolle Entwicklung und das Resultat harter Arbeit aller VCW-Mitarbeiter, unserer Ehrenamtlichen und dem Bundesliga-Kader. Wir wissen um den breiten Rückhalt, den der VCW in der Gesellschaft und der Politik genießt. Die Nachfrage nach Karten für unseren VIP-Bereich belegt das. Der VCW ist in Wiesbaden Stadtgespräch. Wir standen zudem mit unseren U14-, U16-, U18- und U20-Mannschaften in der Endrunde der Deutschen Meisterschaft, gewinnen dabei mit der U18 die Vizemeisterschaft. Wir haben mit Oliver Bernzen und Raimund Jeuck zwei Jugendtrainer, die tolle Arbeit leisten. Der VCW hat auch einen Namen in Deutschland. All das mündet in der Bundesligamannschaft, die jetzt auch im Europapokal spielt. Für uns sind das positive Reize genug. Wenn der VCW etwas auf die Beine stellen möchte, brauchen wir ein Team, das gemeinsam arbeitet und in dem ein gemeinsamer Teamgeist lebt.
Frage: Aber Vollmer wollte mehr erreichen!
Fetting: Der VC Wiesbaden ist der Maßstab, der sich in seiner Stadt und in seinem Umfeld bewegt, nicht die Ansprüche einer einzelnen Person. Es hat im Verein niemanden gegeben, der in Panik oder Hektik ausgebrochen ist, nachdem der Cheftrainer seinen vorzeitigen Abgang verkündet hat. Wir als VCW setzen auf Konsolidierung und werden von diesem Kurs nicht abrücken. Dafür erfahren wir von unseren Sponsoren und Partnern eine hohe Zustimmung. Das habe ich am Pfingstmontag bei vielen Gesprächen auf dem Pfingstturnier deutlich erfahren. Zugleich werden wir mit einem neuen Marketingkonzept darangehen, die Chancen der Halle am Platz der Deutschen Einheit noch besser zu nutzen. Auf der Geschäftsstelle herrscht durch die Verstärkung mit Kim Sala viel frischer Wind und innerhalb des VCW ist jede Menge Volleyball-Sachverstand vorhanden. Die medizinische Betreuung wird von den Spielerinnen einhellig gelobt. Außerdem hat der VCW die Lizenz für die kommende Saison ohne Einschränkung erhalten.
Frage: Bei den Kaderplanungen ist der Trainerwechsel dennoch von Nachteil!
Fetting: Sicher wären wir mit einigen möglichen Neuzugängen schon weiter, wenn jetzt nicht die Trainersuche im Mittelpunkt stehen würde. Jede Spielerin möchte gerne wissen, wer ihr Cheftrainer ist. Andererseits haben wir jetzt die Möglichkeit, Weichen für die Zukunft zu stellen. So fällt in diesem Sommer sicher auch ein Generationswechsel. Julia Osterloh beendet ihre tolle Karriere und Regina Mapeli Burchardt zieht es aus ausschließlich persönlichen Gründen wieder Richtung Berlin. Regina wird in wenigen Wochen 32 Jahre alt. Ihrem Mann und ihr war immer klar, dass sie irgendwann wieder Richtung Heimat zurück wollen. Jetzt erfüllt sie sich diesen Wunsch und wechselt innerhalb der Volleyball-Bundesliga. Für den VCW heißt dies, auf der Position Außen/Annahme für Ersatz zu sorgen und den Prozess der Verjüngung einzuleiten. Somit kann Tanja Großer mehr Verantwortung auf dieser Position übernehmen.
Frage: Muss der Verein angesichts dieser Umstände nicht seine Saisonziele revidieren?
Fetting: Über Ziele reden wir dann, wenn die Saison beginnt. Bis dahin gestalten wir die Rahmenbedingungen so gut, dass wir dem Trainer und seiner Mannschaft ein möglichst optimales Umfeld bereiten. Und nochmal: Hier herrscht weder Unruhe, noch Panik. Der VCW war seit Jahren nicht so gut aufgestellt, wie in diesem Sommer. Fluktuation im Volleyball ist etwas ganz Normales und gehört zum Profisport. Umso wichtiger ist es für uns, die Marke VCW glaubhaft, solide und verlässlich zu präsentieren. Wir werden die Situation als Chance für uns begreifen und den VC Wiesbaden über den Sommer bestmöglich auf die neue Saison vorbereiten. Wir werden gemeinsam alles dafür geben, dass der VC Wiesbaden im CEV-Cup und in der Liga eine gute Rolle spielt. Wiesbaden und das Rhein-Main-Gebiet werden wieder mit unseren Mädels mitfiebern.
Darauf freuen wir uns!