Glatter Sieg zum Auftakt: VC Wiesbaden gewinnt 3:0 gegen Rote Raben Vilsbiburg in voller Halle am Platz der Deutschen Einheit
Der Engländer hat für solche Gelegenheiten ein Wort mit drei Buchstaben erfunden: „Wow“. Gerne auch mit einem Ausrufezeichen versehen. Wow! So lässt sich der Saisonauftakt des VC Wiesbaden perfekt beschreiben. 3:0 (25:21, 29:27, 25:16) siegte der Volleyball-Bundesligist am Naspa-Spieltag gegen Vizemeister und Pokalsieger Rote Raben Vilsbiburg vor vielen und prominenten Augen. Thorsten Klindworth, Vorstandsvorsitzender des langjährigen VCW-Hauptsponsors A.B.S. Global Factoring AG, ließ sich dies natürlich nicht entgehen.
Der hessische Innen- und Sportminister Peter Beuth war mehr als beeindruckt, genauso wie der Wiesbadener Oberbürgermeister Sven Gerich und sein Vorgänger Dr. Helmut Müller. Ein verdienter Sieg nach einer beachtlichen Auftakt-Leistung. 2.014 Zuschauer waren begeistert und sorgten für eine phantastische Stimmung in der neuen Sporthalle. In den Reihen am Platz der Deutschen Einheit saßen auch DVV-Präsident Thomas Krohne und VBL-Präsident Michael Evers.
„Wir haben noch nicht alles richtig gemacht, aber das war ein sehr guter Auftritt von uns“, bilanzierte Andi Vollmer nach dem ersten Spiel seiner vierten Saison als VCW-Trainer. „Das hat heute richtig Spaß gemacht“, sagte Spielführerin Regina Mapeli Burchardt, der man wie ihren Teamkolleginnen in jeder Szene diesen Spaß auch ansehen konnte. Karine Muijlwijk, die mit 20 Punkten die Topscorerin des VCW war, empfindet die neue Halle schon als „kleines Zuhause“ und freut sich über die lautstarke Unterstützung: „Es ist sehr, sehr schön, wenn die Halle so gefüllt ist.“
Nachdem VCW-Sportdirektorin Nicole Fetting in ihrer Funktion als Sprecherin der Volleyball Bundesliga (VBL) an diesem 18. Oktober um 14.39 Uhr die neue Saison für eröffnet erklärt hatte, begann für den VCW mit dem ersten Aufschlag um 14.59 Uhr die neue Bundesliga-Ära in der neuen Halle. Zunächst lagen die Raben immer wieder bis zum 10:11 in Führung. Dann aber übernahm der VCW das Kommando. „Wir haben eigene Punkte gemacht, nicht von Fehlern des Gegners profitiert“, erklärte Julia Osterloh, „weil vieles geklappt hat, sind wir mutiger geworden.“ Das war auch auf der LED-Anzeigetafel zu sehen. Über 13:12 setzte sich der VCW auf 20:15 ab und tütete den ersten Durchgang ein.
Dramatisch dann der zweite Durchgang. Die Gäste führten 20:16. Dann kam der Auftritt von Elena Steinemann. Der Neuzugang von VC Kanti Schaffhausen wurde zum Aufschlag eingewechselt. Und frech servierte die 19-Jährige einen aggressiven Aufschlag nach dem anderen, darunter ein Ass, führte ihr Team in ihren allerersten Bundesliga-Minuten so zum 21:20. Anschließend hatten die Raben aber vier Satzbälle. Der VCW wehrte alle ab, nutzte seinerseits den ersten Satzball zum 29:27. Maßgeblich daran beteiligt: Karine Muijlwijk, die in dieser Phase konstant punktete, den letzten Ball ins lange Eck setzte. Die Halle tobte, Gänsehaut-Feeling am Platz der Deutschen Einheit. Ein weiterer Pluspunkt in diesem Satz: Als es nicht lief, wechselte Vollmer. „Die Wechselspielerinnen haben das gemacht, was von ihnen erwartet wird“, sagte Regina Mapeli Burchardt: „Druck.“ Tanja Großer stabilisierte die Annahme und punktete im Angriff, wurde später als Most Valuable Player (MVP) geehrt. „Wir haben unsere Ressourcen von der Bank genutzt“, freute sich Vollmer.
Freuen darf sich der VC Wiesbaden auch über seinen prominentesten Neuzugang: Nationalspielerin Jennifer Pettke zeigte auf Anhieb, wie wichtig sie für das Team in dieser Saison werden kann. „Solch eine Spielerin haben wir gebraucht“, lobte Vollmer, „eine Spielerin, die für Dominanz am Netz sorgen kann.“ Dass der VCW diese Dominanz in beeindruckenden elf Blockabwehraktionen zeigte (Vilsbiburg kam lediglich auf drei), war sicher nicht allein der Verdienst der WM-Teilnehmerin – aber sie hatte großen Anteil daran. „Es hat super viel Spaß gemacht“, sagte die 25-Jährige mit der Rückennummer 15 und stellte einen großen Erfolgsfaktor heraus: „Wir haben als Team gespielt und zusammen um jeden Ball gekämpft.“
Erst fünf Tage zuvor war sie nach der WM ins VCW-Training eingestiegen. „Ich bin super aufgenommen worden, es harmoniert seit dem ersten Tag gut.“ So ganz „nebenbei“ hat Jennifer Pettke für den allerersten Pflichtspiel-Punkt des VCW in der neuen Halle gesorgt – ein Angriffsschlag zum 1:1 im ersten Satz. „Oh, wirklich? So was nimmt man auf dem Feld gar nicht wahr.“ Sie freute sich trotzdem über die besondere Aktion, die für alle Zeiten in den Vereins-Chroniken stehen wird.
Was ist nun vom VC Wiesbaden nach den ersten Eindrücken zu erwarten? Die Raben, soviel ist klar, waren nach den Abgängen von Leistungsträgerinnen wie Jennifer Geerties und Michelle Bartsch nicht mehr der übermächtige Gegner wie noch im Play-off-Halbfinale der vergangenen Saison. Trotzdem: Der VCW hat sich diesen Sieg erarbeitet und erspielt. Mit einer überraschend großen mannschaftlichen Geschlossenheit. „Das macht Andi immer wieder sehr gut, dass wir als Team zusammenkommen“, lobte Julia Osterloh den Trainer. „Da war viel Vertrauen“, beschreibt Regina Mapeli Burchardt, „wir wussten, der andere steht neben dir und hilft dir, wenn es sein muss.“ Die Mannschaft ist „stärker als in der vergangenen Saison“, findet Karine Muijlwijk, „wir haben mehr Potenzial zum Wachsen.“
Andi Vollmer stellte auch die Leistung des Teams neben dem Feld heraus. „Die Leute haben hier richtig geackert, um diese Rahmenbedingungen zu schaffen.“ So wurde der Boden, der extra fürs Fernsehen und die offizielle VBL-Saisoneröffnung verlegt werden musste, erst am Tag zuvor in aller Frühe geliefert. „Alle haben bei uns nicht viel geschlafen zuletzt“, sagte der Coach und nannte stellvertretend für die vielen fleißigen Hände die Sportdirektorin Nicole Fetting und Chef-Logistiker Peter Schröder. „Umso glücklicher sind wir als Mannschaft“, so Vollmer, „dass wir sportlich dieses Resultat liefern konnten.“
Ein Resultat und Erlebnis, das Werbung für den VC Wiesbaden und für die neue Halle war. Zunächst steht nun am 26. Oktober die Aufgabe beim USC Münster an. Die Gelegenheit fürs nächste Heimspiel-Wow gibt es am 8. November. Dann gastieren die Ladies in Black aus Aachen am Platz der Deutschen Einheit.
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