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VCW vor Auftritt in „vertrautem“ Istanbul

Wenn der VC Wiesbaden am Dienstagabend im CEV Volleyball Challenge Cup in Istanbul bei Galatasaray Daikin antritt, sind vier wesentliche Dinge gesetzt: Man kennt die imposante Halle, den 5.500 Zuschauer fassenden Burhan Felek Voleybol Salonu. Man kennt den spanischen Chefcoach Guillermo Naranjo Hernández, der von 2018 bis 2023 beim SC Potsdam das Zepter schwang. Man kennt die frisch nach Istanbul gewechselten Eline Timmermann (Mittelblock) und Britt Bongaerts (Top-Zuspielerin), beide aus den Niederlanden und in der vergangenen Saison standhafte Säulen des amtierenden deutschen Meisters, DVV-Pokalsiegers und Supercup-Gewinners Allianz MTV Stuttgart. Und: Man kennt das gute Gefühl, bei Galatasaray – dem erklärten Favoriten – zu gewinnen. Ob das reicht? Auch im Volleyball drehen sich die Uhren weiter.

Rückblick

Der VCW hatte vor gut einem Jahr das das Kunststück geschafft, in Galatasarays bombastischem Tempel mit 3:2 zu gewinnen. Das Rückspiel in Wiesbaden verlor man zwar mit 2:3, machte aber im entscheidenden Golden Set mit dem 15:11 die europäische Sensation klar. Ein Match, von dem nicht nur in Wiesbaden noch heute mit leuchtenden Augen gesprochen wird, auch wegen der mitreißenden, hitzigen Atmosphäre auf den Rängen. VCW-Diagonale Izabella Rapacz (Polen) steuerte damals 22 Punkte bei, sie spielt mittlerweile in China bei Shenzhen Zhongsai. Mittelblockerin Rachel Anderson (heutige Gomez) freut sich auf die Neuauflage. Sie scorte im Rückspiel satte 18 Punkte und kann ihren Mannschaftskameradinnen wichtige Erkenntnisse aus beiden Matches geben. Auch Galas Außenangreiferin İlkin Aydin (seit 2017 bis heute im Club) wird sich sehr gut an die Partie in Wiesbaden erinnern – sie steuerte während der 145 epischen Minuten 25 Punkte bei, die aber am Ende ebenso wenig für den Sieg gereicht haben, wie Logan Egglestons 25 Punkte. Sie spielt nun in der Heimat für Austin in der neuen LOVB.

Blick voraus

In dieser Saison wird es ungleich schwerer, in Istanbul zu überraschen. Coach Hernández, sein Staff und seine Mannschaft werden den VCW nicht mehr unterschätzen. Das letztjährige Ausscheiden aus dem CEV Volleyball Challenge Cup hat richtig wehgetan und für mächtig Unruhe auch bei den äußerst temperamentvollen (und anspruchsvollen!) Anhängern gesorgt. Fakt ist: Man will sich revanchieren. Gala hat seinen Kader gut verstärkt (wie erwähnt u.a. mit Bongaerts und Timmermann) und kann mit voller Brigade (14 Spielerinnen) antreten. Der VC Wiesbaden hat eine viel kleinere Truppe (elf im Kader), weniger Wechselmöglichkeiten … und den wesentlich geringeren Etat. Galatasaray kann auf satte Zuschüsse des japanischen Namenssponsors Daikin Industries (Heizung, Lüftung etc.) bauen. Und der will Erfolge sehen!

Für den VC Wiesbaden bedeutet das, wieder aus der Underdog-Rolle heraus zu agieren – „ein Fakt, der aber durchaus ungeahnte Kräfte freisetzen kann“, wie VCW-Geschäftsführer Christopher Fetting erklärt. Schließlich sei man auch im Vorjahr ohne große Vorschusslorbeeren an den Bosporus gereist. „Wir werden ganz sicher nicht in Ehrfurcht vor dem großen Namen erstarren.“ Und dann ist da ja auch noch das Rückspiel in Wiesbaden am 14.11.2024 … „Jeder gewonnene Satz kann uns weiterhelfen“, so Fetting. Beide Clubs haben sich vor dem internationalen Einsatz allerdings keinen motivierenden Rückenwind geholt. Der VCW verlor am Samstag (nach keineswegs schlechtem Spiel) 0:3 beim SC Potsdam und auch Galatasaray hat die Generalprobe vor dem Auftritt im CEV Volleyball Challenge Cup unerwartet versemmelt.

Gala liegt derzeit an Position drei der Tabelle der Sultanlar Ligi hinter Fenerbahçe und VakıfBank. Die Hernández-Truppe hat nach gutem Saisonstart zuletzt zweimal hintereinander verloren: bei Fener (0:3) und – was besonders wehgetan haben dürfte – am Samstag daheim gegen Aydın Büyükşehir Belediyespor (2:3). Immerhin zehn Servicefehler sind in der Statistik verzeichnet. Als Gewinner des Balkan Cups hatte sich Galatasaray für das 1/16-Finale im CEV Volleyball Challenge Cup qualifiziert – und nun wartet also wieder der Club aus Hessen, der in der 1/32-Runde ein Freilos hatte.

Statements

Benedikt Frank: „Galatasaray hat sich gewaltig verstärkt. Sie haben auch gegen VakıfBank gewonnen, wo mehrere Weltklassespielerinnen agieren. Normalerweise müsste man sagen, dass wir heuer keine Chance haben, aber wir besinnen uns auf unsere Stärken und halten uns unsere teilweisen sehr guten Momente gegen Dresden und Potsdam vor Augen. Entscheidend ist freilich, dass wir in der Lage sind, ein hohes Level konstant zu halten und dann auch die Chancen reaktionsschnell und clever zu nutzen. Für uns ist es eine Ehre, erneut in der Volleyballmetropole Istanbul anzutreten, wo mehrere Champions-League-Vertreter mit internationalen Stars beheimatet sind. Beide Spiele sind für uns ein absolutes Highlight.“

Rachel Gomez (Mittelblock): „In der vergangenen Saison waren wir vor den beiden Spielen in einem guten Flow, den wir dann mitnehmen konnten. Das waren dann zwei sehr, sehr intensive Matches, in denen wir wie verrückt gekämpft haben. Das, was wir in diesem Jahr von Gala gesehen haben, ist definitiv besser als 2023. Wir haben noch einen kleinen Nachteil on top, weil wir erst Sonntag am frühen Morgen aus Potsdam zurückgekommen sind und am Montag schon wieder in den Flieger steigen müssen. Das darf aber nicht als Ausrede gelten, wir fahren nirgendwo hin, um Punkte herzuschenken. Das erneute Projekt Istanbul ist jedenfalls eine super coole Sache, und zwar nicht nur für mich, sondern vor allem für unsere jungen Spielerinnen. An solchen Erfahrungen wächst man.“

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