Erfolgreiche Zweitliga-Saison geht zu Ende: VCW II mit letztem Auswärtsspiel in Stuttgart
Am Samstagabend bestreitet die Zweitliga-Mannschaft des VC Wiesbaden ihr letztes Auswärtsspiel der Saison. Ab 19:30 Uhr kämpft das Team von Trainer Raimund Jeuck bei der zweiten Mannschaft des MTV Stuttgart um wichtige Ligapunkte. Den aktuellen 10. Tabellenplatz zu verteidigen, wäre für den hessischen Aufsteiger der gelungene Abschluss einer erfolgreichen ersten Zweitliga-Spielzeit.
Im vergangenen Jahr als Drittligameister aus der Saison gegangen, wagte der VC Wiesbaden den Aufstieg in die 2. Bundesliga Süd – und stand vor einer Spielzeit mit vielen Fragezeichen. Wird der VCW mit gleich vier Spielerinnen unter 18 Jahren im Kader als Aufsteiger sportlich mithalten können? Werden Zuschauer in die Sporthalle am 2. Ring kommen? Gibt es genug Ehrenamtliche, die den Spielbetrieb unterstützen? Und nicht zuletzt: Ist eine Zweitligasaison auch wirtschaftlich leistbar? Jetzt, 23 von 24 Ligaspielen später, fällt das Fazit der VCW-Verantwortlichen mehr als positiv aus: „Ich bin mit der Saison sehr zufrieden“, erklärt Trainer Raimund Jeuck. „Wir haben den Klassenerhalt mit einem ordentlichen Abstand zu den Abstiegsrängen geschafft und das mit einer sehr jungen Mannschaft, in der zuvor nur vier Spielerinnen ein wenig Zweitliga-Erfahrung hatten.“
Den Saisonverlauf vergleicht Jeuck mit einer Achterbahnfahrt: „Zuhause top, auswärts flopp“, bringt es der 50-Jährige auf den Punkt. Jedes einzelne Heimspiel habe er in positiver Erinnerung, der 3:2-Erfolg gegen Ligakonkurrent Sonthofen ist ihm jedoch besonders im Gedächtnis geblieben: „Da hat meine Mannschaft gegen eine deutlich stärkere Mannschaft gekämpft bis zum Umfallen“, blickt Jeuck zurück. Dass es auswärts nicht lief, erklärt der Coach sich mit der fehlenden Erfahrung seiner jungen Spielerinnen. Die Zeit, die es zur Akklimatisierung in der zum Vergleich zur Dritten Liga deutlich stärkeren Spielklasse braucht, war jedoch auch eingeplant. Jeuck: „In der Zweiten Liga haben wir es mit Vereinen wie Offenburg zu tun, die an der Grenze zur Professionalität agieren. Teams wie Planegg, Ansbach und eben wir bestreiten den Spielbetrieb mit Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs bzw. dem Amateurbereich.“ Umso stolzer sei er auf die Entwicklung seiner Mannschaft. „Das Team ist menschlich und spielerisch zusammengewachsen. Alle Spielerinnen haben sich auf ihren Positionen individuell weiterentwickelt. Und alle gehen sehr positiv miteinander um.“
Für VCW-Vorstandsmitglied und Teammanager der Zweitliga-Mannschaft Niels Hoffmann hat sich der Aufstieg im vergangenen Sommer auch auf das Vereinsumfeld positiv ausgewirkt: „Es ging ein Ruck durch den Club. Insbesondere die Jugendspielerinnen spüren nun wieder, dass man sich beim VCW sportlich entwickeln kann.“ Und auch bei den Zuschauern stieß der Zweitliga-Volleyballsport in Wiesbaden auf steigendes Interesse. „Am vergangenen Sonntag waren 250 Zuschauer bei unserem letzten Heimspieltag in der Sporthalle am 2. Ring. Das war unsere Rekordkulisse in dieser Spielzeit“, freut sich Hoffmann.
Dass das Projekt „2. Volleyball Bundesliga“ für den VCW gleich im ersten Jahr zum Erfolg wurde, liege auch am unermüdlichen Engagement der Unterstützer. „Eltern und Ehrenamtliche haben mit Tat und zum Teil mit großzügiger finanzieller Unterstützung den Aufstieg erst möglich gemacht“, berichtet Teammanager Hoffmann. Außerdem konnten wichtige Sponsoren gefunden werden, deren Anzahl in Zukunft noch steigen solle. „Einige neue Sponsoren sind bereits auf uns aufmerksam geworden.“
Damit der VC Wiesbaden auch in der kommenden Spielzeit ein Team in der zweithöchsten deutschen Spielklasse stellen kann, haben die sportliche Leitung und die organisatorisch Verantwortlichen noch ein paar Hausaufgaben zu machen. Auch in der neuen Saison sind Ligaauflagen zu erfüllen sowie Lizenzgebühren und Auswärtsfahrten zu finanzieren. „Diesen wirtschaftlichen Aufwand kann der VC Wiesbaden als gemeinnütziger Verein mit einem überschaubaren Budget an Mitgliedsbeiträgen nicht alleine stemmen“, erklärt Hoffmann. Da sei auf alle Fälle noch weitere finanzielle Unterstützung von außen nötig. Außerdem brauche man zusätzliche Entlastung für jene Ehrenamtlichen, die im Moment in Doppelfunktionen an Heimspieltagen unterwegs seien.
Nicht gerüttelt wird an dem Konzept, rein auf Amateurspielerinnen zu setzen, die zum größten Teil aus der eigenen Nachwuchsförderung stammen. Deshalb werde sich das Gesicht der Mannschaft im Wesentlichen auch nicht ändern. „Wir können uns in der Annahme und im Mittelblock noch weiterentwickeln“, sieht Trainer Raimund Jeuck Potenzial in seinem Kader. Am besten würde er es finden, wenn noch eine erfahrene Spielerin zum Team stoßen würde. „Jemand, der seine Erfahrung an die jungen Spielerinnen weitergeben und bei deren Entwicklung mithelfen möchte“, formuliert er sein Wunschprofil. „Das wird aber nicht einfach, so jemanden zu finden.“
Jetzt gilt es für die zweite Mannschaft des VC Wiesbaden noch einmal die bisher gesammelte Erfahrung und Spielfreude aufs Feld zu bringen. Am Samstag um 19:30 Uhr sollen bei MTV Stuttgart II noch einmal Ligapunkte eingeheimst und damit der zehnte Tabellenplatz abgesichert werden. „Wenn wir Elfter werden sollten, ist die Saison trotzdem ein Erfolg“, so ein zufriedener Jeuck abschließend.
Foto: Detlef Gottwald