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Julia Osterloh: Mein Weg zur Bundesliga-Spielerin - Studium vs. Leistungssport

Seite 5 von 8: Studium vs. Leistungssport

Studium vs. Leistungssport

Die Bundesliga von allen Seiten zu sehen, also auch als Aufsteigerteam von ganz unten her, ist sehr aufschlussreich. Im ersten Jahr kämpft man um jeden einzelnen Punkt, um mit den hart arbeitenden, aber nicht so bundesligaerfahrenen Spielerinnen nicht gleich wieder abzusteigen. Mit jeder Aktion und mit jedem Spiel muss man sich seinen Respekt bei den Gegnern und auch den potenziellen Sponsoren erst verdienen. Bei anfangs entsprechend knapper Kasse waren wir froh um jedes Stück Ausrüstung, was uns gestellt wurde. Aber jedes Jahr wurde unsere Platzierung ein bisschen besser und legte die Basis für die heutige Stellung des Vereins in der Bundesliga. Anfangs hatten wir „nur“ eine Trainingseinheit am Tag, unter anderem deswegen, weil wir keine Option auf eine weiter Hallenzeit bekamen. Das bedeutete zwar manchmal vier bis fünf Stunden Training am Stück, da das Krafttraining in der gleichen Einheit wie das Balltraining erfolgen musste. Da aber auch die Liga die Spiele damals nur auf die Wochentage Freitag bis Sonntag legte, ergab sich für mich die Möglichkeit an einer Präsenzuniversität ein Studium als Sportwissenschaftlerin zu beginnen.

Die Kombination aus Studium und Erstliga-Volleyball erfordert viel Disziplin, Kraft, Nerven, Organisationstalent und die Fähigkeitm auch manchmal auf Schlaf verzichten zu können. Denn, man muss es leider so erwähnen, in Deutschland ist das Interesse für die Tätigkeit im jeweilig anderen Bereich sehr gering. Das heißt nicht, dass nicht von beiden Seiten mal nachgefragt wird, wie es denn auf der entsprechend anderen Seite gerade läuft. Aber es wird trotzdem auf beiden Seiten 100 prozentige Anwesenheit und Anstrengung erwartet. Das bedeutete in meinem Fall auf der einen Seite Klausuren nachzuschreiben und Präsentationen zu verschieben. Einmal mehr in einer Präsenzveranstaltung zu fehlen, um an einer wichtigen Maßnahme mit dem Team teilzunehmen, wurde nicht akzeptiert. Auf der anderen Seite musste die Müdigkeit im Training, welche ja auch Verletzungsgefahren birgt, verdrängt, oder eben die Ersatzbank gewärmt werden. Man kann natürlich behaupten, dass Ausnahmen auf beiden Seiten vielleicht als unfair gelten. Aber 100 Prozent auf beiden Seiten zu geben, ist einfach schwer möglich – und lässt auch die kleinste Unterstützung schon sehr groß wirken. Alternativen sind natürlich das Strecken der Semesteranzahl weit über die Regelstudienzeit hinaus oder das Spielen in einer niedrigeren Klasse.

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Am Ende meines Studiums war die Kombination mit der Ersten Bundesliga kaum noch vereinbar. Zwei Trainingseinheiten am Tag und die dann regelmäßig eingeführten Spiele unter der Woche korrelieren nicht mit einem Studium an einer Präsenzuniversität. Ich propagiere also allgemein (nicht nur für Volleyballer) zumindest eine organisatorische Unterstützung der Athleten sowohl von Vereinsseite, als auch von Seite der Ausbildungsstätte aus. Die sportliche Laufbahn ist schließlich zeitlich sehr begrenzt und in den meisten Fällen wenig lukrativ. Das macht ein Standbein nach der sportlichen Karriere zwingend nötig.

Als Leistungssportler muss man leider auch auf einige Dinge verzichten. So musste ich oft absagen, wenn meine Freunde nach der Uni ihr „Studentenleben“ genossen oder am Wochenende das Tanzbein schwangen. Bei mir stand stattdessen Training, Spiele, Auswärtsfahrten und Regeneration an. Um den Anschluss nicht ganz zu verpassen quälte ich mich manchmal regelrecht nach dem Training noch raus und ignorierte die schweren Beine. Die freien Tage waren leider auch selten, Feiertage werden sowieso ignoriert und der Urlaub beschränkte sich auf ein paar Wochen nach der Saison – in denen zu Studienzeiten meistens gerade das Semester lief.

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